Creston

Wie bereits berichtet, warten wir auf unser Ersatzteil welches aus Kanada geliefert werden soll. Dienstag sollte es ankommen. Nun ist bereits Nachmittag und noch immer nichts in Aussicht. Der nette Garagenbesitzer aus Mountain City telefoniert um nachzufragen. Aus einem nicht ersichtlichen Grund wurde die Bestellung von irgendwem storniert. Super!
Unser Gastgeber, auf dessen Grundstück wir nun schon fast eine Woche lang campieren, sucht auf dem Internet nach einem neuen Lieferanten und wird auch bald schon fündig. Die Lieferung soll in zwei Tagen hier sein. Das heisst für uns, am Donnerstag kann Morla zur Reparatur.
Da es tagsüber immer noch schön warm ist und wir hier schon fast zur Familie gehören, ist es kein Problem die Zeit gut über die Runden zu bringen. Wir dürfen mit einem uralten Toyota Pickup einkaufen gehen. Eine halbe Stunde bis nach Mountain City, der nächsten Ortschaft.
So verbringen wir die Zeit mit Hilfsarbeiten bei den sehr netten Leuten hier. Mal ein Treppengeländer im Gästehaus bauen, Stühle streichen, Kartoffeln ausgraben und was es halt so den ganzen Tag zu tun gibt.
Albrecht kann sich im Quad fahren üben, was sichtlich Spass macht. Es geht über Stock und Stein, durch ein Bachbett und einfach quer durch den Wald.
Endlich ist es dann soweit. Morla fährt zur Werkstatt. Der Simmer Ring wird ausgetauscht. Leider hat das Rad nun so viel Spiel, dass man mit dem Auto nicht mehr fahren kann. Das Radlager scheint auch noch defekt zu sein. Also muss auch noch ein neues Radlager bestellt werden. Natürlich ist Freitag und es vergehen wieder Tage bis das Ersatzteil hier sein wird. Bereits ein zweites Wochenende verbringen wir nun in Creston. Diesmal jedoch ohne unser Heim. Im ganzen Unglück haben wir aber auch ein wenig Glück. Wir dürfen im ehemaligen Bienenzubehörhaus, welches nun ein Gästehaus ist, übernachten. Ein riesen Abenteuer!
Ein kleines Holzhaus mit zugigen Fenstern und Türen und einer kleinen Gasheizung. Wenn diese am Laufen ist, muss immer ein Fenster einen Spalt geöffnet sein (wegen dem Kohlenmonoxid und so). Eine elektrische Heizung, eine Mikrowelle und ein Kühlschrank sind so die Dinge welche wir zu managen haben. Alles nicht ganz einfach. Zuerst geht’s aber nochmals zum Einkaufen, diesmal Mikrowellenfood. Aus dem Auto holen wir die nötigsten Sachen, vor allem warme Kleider. Denn das Wetter wird umschlagen. Sturmwarnung, minus 9 Grad in der Nacht, Schnee und Kälte. Genau das, was wir eigentlich vermeiden wollten! Kochen, wenn man das so nennen kann, in der Mikrowelle geht nur, wenn der Kühlschrank und die elektrische Heizung ausgesteckt sind. Ansonsten muss man mit einem Kurzschluss rechnen. In der Nacht muss die Gasheizung abgestellt werden, was uns am Morgen im Haus noch ganze 10 Grad beschert. Aber wir sind bereits abgehärtet, bei 18 Grad haben wir schon schön warm . Was bestens funktioniert ist die Dusche. Hier gibt’s heisses Wasser um sich aufzuwärmen.
Ein bis zweimal am Tag spazieren wir, warm eingepackt mit Kappe, Schal und langen Unterhosen, zum Haus unserer Gastgeber um mit ihrem WiFi unsere Post auf dem Handy zu checken, oder am Sonntagmorgen mit unseren Kindern zu skypen. In diesen Hügeln im Hinterland von South Carolina, auf 1000 Meter Höhe, gibt es kein Netz für uns. Telefonieren geht nur mit dem Satellitentelefon.
Am Montag dann die gute Nachricht, das scheinbar defekte Radlager konnte mittels einer Presse repariert werden und Morla ist wieder einsatzbereit. Der letzte Abend in Creston ist gekommen. Wir sind zum Nachtessen bei unseren Gastgebern eingeladen. Nach dem Essen ist eine Granola-Party angesagt. Granola ist ein Gemisch aus Haferflocken, Nüssen, mit Honigsirup gemischt und getrocknet. Jeder am Tisch erhält ein Säckchen Granola das man nun mit den vielen Zutaten, je nach Geschmack, mischen kann. Mandelsplitter, Rosinen, getrocknete Mangostücke, Sesam und vieles mehr steht dazu bereit. So erhalten wir je ein persönliches Müesli als Abschiedsgeschenk.
Nun ist Zeit um weiter zu reisen. Wir sind wieder on the road…

Blue Ridge Parkway

The Blue Ridge Parkway is a national Parkway in the USA, noted for its scenic beauty. The parkway, which is America’s longest linear Park runs for 469 miles (755 km) through Virginia and North Carolina counties, mostly along the Appalachian Mountains. The Blue Ridge Parkway was built to connect Shenandoah National Park to the Great Smoky Mountains National Park.

Durch endlose Wälder führt uns die kurvenreiche Strasse. Mal hier, mal dort ein Halt um die Aussicht zu geniessen oder für eine kleine Zwischenmahlzeit. Der Bärenspray ist nun allzeit griffbereit, obwohl erzählt wird, dass Schwarzbären nicht aggressiv seien. Sie sind Vegetarier und trotten meist davon, wenn man Lärm macht oder einfach in die Hände klatscht.

Nach etwa 50 Kilometer sehen wir dann auch tatsächlich den ersten Bären. Etwa 100 Meter von uns entfernt steht der stattliche Bär im Wald und lässt sich von uns kaum stören.

Auf unserem Weg können wir den State Park mit der «Natural Bridge» besuchen. Entstanden ist die Brücke durch Auswaschungen, des Flusses. Bei einer Höhe von 67 m überspannt sie 27 m, eine Strasse führt darüber, ein sehr eindrückliches Naturwunder welches, wie beschrieben, zu den sieben neuen Naturwundern gehört.

«Monacan Indian Village» liegt am Weg des Trails den wir bis zum Wasserfall abwandern. Ein nachgebildetes Indianerdorf der einst hier angesiedelten Indianern. Arbeitshütten, Wohnräume und Kochstellen sind zu sehen. Überall werden wir herzlich empfangen und erfahren mehr über die vergangenen Zeiten der Indianer. Aber auch zeitnahe Gespräche über Land und Leute werden hier geführt. Aktuelle Probleme diskutiert und Meinungen ausgetauscht.

Auf der ganzen Strecke ist nur noch ein einziger Campingplatz geöffnet. Dort verbringen wir dann auch unsere erste Nacht. Dies ziemlich einsam. Die nächste Nacht wollen wir somit auf dem Parkplatz in Boone, bei Walmart, verbringen. Dort ist es erlaubt, eine Nacht kostenlos zu stehen.

Wie es aber manchmal so kommt, geht es nicht so ganz nach Plan. Wir treffen einen netten jungen Mann. Nach einem längeren Gespräch lädt er uns ein auf seinem Land zu übernachten. Während der Unterhaltung stelle ich fest, dass unsere Morla wieder einmal Öl verliert. Diesmal scheint die Dichtung am rechten Vorderrad leck zu sein.

Trotzdem fahren wir zu dem eine Stunde entfernten Haus. Schon bereits im Dunkeln kommen wir, nach einer kurvenreichen Fahrt, an. Am nächsten Morgen können wir die geniale Aussicht geniessen und zur nächsten Werkstatt fahren. Joshia’s Kollege, der Besitzer der Garage, versucht das entsprechende Ersatzteil zu bekommen. Nach einiger Zeit steht fest, dass wir bis frühestens am Montag warten müssen. Wir sind sozusagen nun bis dahin gefangen. Gerne nehmen wir die Einladung an, diese Zeit auf seinem Land zu stehen.

Eine wahre Bereicherung für uns in jeder Hinsicht. Wir dürfen sehr nette Menschen kennenlernen, interessante Gespräche führen und erhalten somit einen Einblick in das Leben der Einheimischen. Einfache, gebildete Familien haben sich auf diesem genialen Fleck Erde angesiedelt. Wanderungen sind nun angesagt, eine Stadtführung durch die Universitätsstadt Boone, mit spannendem Kommentar von Joshia’s Mutter dürfen wir einen ganzen Tag lang in Anspruch nehmen.

Ja, auch wissen wir nun wo die vielen Christbäume herkommen. Überall sind hier riesengrosse «Christmas Tree» Farmen zu sehen. Diese werden zurzeit geerntet, auf Lastwagen verfrachtet und in die Städte gefahren. Ein emsiges Treiben ist im Gange.

Nun bleibt uns nur noch zu hoffen, dass die Reparatur, nun bereits auf den Dienstag verschoben, dann auch gelingt. Dienstag, weil das falsche Ersatzteil angekommen ist und nochmals eine Bestellung gemacht werden musste. Das hoffentlich richtige Teil wird nun aus Kanada geliefert…

Washington DC

Seit langem läutet bei uns am Morgen mal wieder der Wecker. Washington DC steht auf unserem Tagesplan. Warum so früh? Naja, weil wir mit unserer Morla in Millersville stehen und zuerst einmal 30 Kilometer fahren müssen um an die Endstation der Metro zu gelangen. Ein grosser Parkplatz für 4 Dollar steht uns hier zur Verfügung.

Nachdem wir das Metrosystem und vor allem das lösen eines Tickets studiert und begriffen haben, fahren wir bis mitten ins Zentrum.

Das erste was wir zu Gesicht bekommen ist das Smithsonian Institut. Ein altes, erhabenes Gebäude am Rand der National Mall. Dies ist der 4,8 km lange und 500 Meter breite Park welcher in der Hauptstadt der USA das Kapitol mit dem Lincoln Memorial verbindet. Etwa in der Mitte befindet sich das Washington Monument. Der 170 Meter hohe Obelisk aus weissem Marmor ist sehr beeindruckend, wenn man so direkt davor steht.

Um einen Eindruck der Stadt zu bekommen, spazieren wir ein Stück die Mall entlang. Das Wetter zeigt sich heute nicht von seiner besten Seite was uns veranlasst das Air and Space Museum zu besuchen. Übrigens sind in Washington alle Museen gratis…

So betrachten wir alles was mit Raum- und Luftfahrt zu tun hat. Zum Beispiel das Hubble Teleskop, oder die Mondlandefähre, die Marssonde und vielerlei mehr. Dabei fragen wir uns immer wieder: „waren die Astronauten tatsächlich damit auf dem Mond?“ Wir kommen zu keiner Antwort.

Das Kapitol wird nun von Nahem in Augenschein genommen. Da bald ein neuer Präsident Einzug nehmen wird, ist alles abgesperrt und eine Tribüne aus Holz wird geschäftig erstellt.

Ein kleiner Spaziergang durch den botanischen Garten und ein eindrücklicher Besuch im Indian Museum. Kultur, Geschichte und Kunst der Indianer aus ganz Amerika sind hier ausgestellt. Immer wieder ist es beschämend anzusehen was in den letzten Jahrhunderten mit diesen Völkern gemacht wurde und vor allem, dass auch heute noch bestehende Verträge gebrochen werden, sobald kommerzielle Interessen entstehen.

Das Lincoln Memorial mit seinen 36 Marmorsäulen und der 5,8 Meter hohen Statue ist ebenfalls ein erstaunlich prächtiges Bauwerk. Wie alle Museen und viele Gebäude in dieser Stadt. Überall viel Marmor, gigantische Säulen und prunkvolle Bauten.

Zum Abschluss gibt’s dann noch etwas Kunst, ebenfalls umrahmt von Marmor, und einen längeren Blick auf Dalis grosses Werk, das letzte Abendmahl. Genial dies im Original zu betrachten!

Unsere Nachbarn auf dem Camping sorgten jeden Morgen für ein kleines Schauspiel zum Frühstück. Daisy und Tulip, zwei kleine, weisse Pudel, kommen um diese Zeit vom Morgenspaziergang zurück. Sie werden von Frauchen und Herrchen auf den Tisch gestellt wo sie brav stehen bleiben. Die kleinen Füsschen müssen nun in einem ebenso kleinen Wasserbecken gewaschen werden. Dies sehr zum Leid der beiden kleinen Hunde und zu unserem Spass.

Und schon sind wieder zwei Tage Stadt Leben vorbei. Beine, Füsse und Geist sind müde. Erholung auf dem Land steht an.

Diversigkeiten

USA, so einiges verhält sich anders als in Europa. Nicht etwa fortschrittlicher oder moderner, nein einfach anders! Über manches wundern wir uns, über manches lächeln wir einfach und bei manchen schütteln wir halt einfach nur den Kopf… Aber man gewöhnt sich an das Ungewöhnliche das hier ganz gewöhnlich ist.

Ø Am ersten Oktoberwochenende hat die Jagdsaison begonnen. Es werden Rehe, Gänse, Bären und was auch sonst noch alles geschossen. Mit Gewehren und mit Bögen. (gesehen haben wir dies zwar noch nie, aber erzählen gehört) Ausser in den jagdfreien Gebieten, wie z.B. in den State Parks, wird überall gejagt. Vor allem an den Wochenenden sieht man überall die mit orangen Warnwesten gestylten Herren. Das Gewehr geschultert, schleichen sie die Pfade entlang. Sogar der Hund muss ein oranges Mäntelchen tragen. Mal ein Schuss hier, mal ein Schuss da, dann wieder zurufe. Wir haben uns schon überlegt, ob auch wir auf unseren Spaziergängen unsere Warnweste anziehen sollen, nur so der Sicherheit halber…

Ø Im ganzen Staat Pennsylvania gilt ein striktes Alkoholverbot in allen State Parks und auch auf so manchem Campingplatz. Da aber trotzdem mal ein Bier oder ein Glas Wein sein muss, gehen wir wie die Teenager vor die noch keinen Alkohol trinken dürfen. So ganz im Versteckten, wenn es schon dunkel ist oder so ähnlich.

 Ø Ich geh mal ein Bier kaufen – das geht so: wir kommen in einer Ortschaft an und gehen mal einkaufen, Essen und so. Nun suchen wir einen Beershop. Nirgendwo etwas in der Art zu sehen. Wir fragen nach und bekommen zur Antwort: „ein wenig weiter die Strasse entlang“. Da jedoch hier „ein wenig weiter“ einige Kilometer sein kann, geht’s wahrscheinlich noch weit. Tut‘s dann auch. Zu Fuss nicht mehr erreichbar in angemessenem Zeitrahmen. Schlussendlich werden wir in einem Take away Restaurant fündig. Dauer der ganzen Aktion, so etwa eine Stunde.

 Ø Schon so manchen Einkaufsladen haben wir ausprobiert. Walmart, Dollarama und wie sie auch alle heissen. Aber die allerbesten Strip-Steaks gibt es bei Wegman’s. Ein absolut geniales Rindssteak. Zart wie Butter, eine Geschmacksexplosion! Und das alles erst noch Antibiotikafrei. Einfach nur genial!

 Ø Vor den Waschräumen auf den Campingplätzen gibt es extra Parkplätze. Wozu fragt man sich da. Es verhält sich so, dass die Leute die den Waschraum benutzen (das sind wenige, denn die meisten leben in ihren riesigen Luxuswohnwagen mit Badezimmer und so) mit dem Auto hierherfahren. Auch wenn es sich nur um einige Meter handelt. So haben wir gelernt, dass ein Amerikaner niemals auch nur einen Meter zu viel zu Fuss geht. Übrigens, wenn sie die öffentlichen Toiletten benutzen, dann mit Kaffeetassen in der Hand, vor allem morgens…

 Ø Halloween spornt die Einheimischen an ihre Häuser, Gärten, Geschäfte und sogar ihre Wohnwagen zu dekorieren. Nein, nicht einfach ein geschnitzter Kürbis, ganze Landschaften werden aufgebaut. Aufblasbare Hexen und Geister, selbst gefertigte Gruselpuppen, Skelette und Spinnennetze welche sich über ganze Gartenhecken erstrecken. Zum Teil mit gruseligen Geräuschen versehen. Selbstverständlich bei Nacht beleuchtet.

 Ø Strommaste aus Holz, Zähleruhren aussen an den Häusern. Dicke Stromkabel ziehen überall durch die Strassen, sind einfach zusammengebunden. Dies nicht nur in den kleinen Ortschaften, nein so etwas ist auch mitten in NYC zu sehen.