Cowboyland Texas

Wir sind im texanischen Cowboyland angelangt. Die weiten, undurchdringlichen Sumpfgebiete liegen nun schon wieder hinter uns. Von überbackenen Austern träumen wir nur noch.

Weite Ebenen liegen vor uns. Landwirtschaft und Viehzucht wird hier im grossen Stil betrieben. Wir nähern uns Houston, fahren jedoch weiter. Die Stadt ist halt eben einfach nur eine grosse Stadt mit viel Industrie, nichts Interessantes.

Am Lake Texana verbringen wir die nächsten 2 Nächte. Ein Statepark zum Erholen. Ganze Herden von Rehen spazieren über den Platz und in der Nacht wimmelt es nur so von Gürteltieren.

Weiter geht’s nach Süden, immer noch durch das topfebene Texas. In Aransas Pass hört auf einmal die Strasse auf. Eine kostenlose Fähre bringt uns nach Mustang Island. Dies scheint eine Ferieninsel zu sein. Der Campingplatz ist voll im Statepark. Wir versuchen unser Glück in einem der vielen RV-Park’s. Im ersten den wir anfahren erleben wir das schier unwahrscheinliche. Kaum zu glauben, wir sind zu klein und werden nicht hineingelassen. Na ja, nun wissen wir auch, dass die Grösse doch eine Rolle spielt, smile… Doch beim nächsten haben wir Glück. Für 45 Dollar dürfen wir uns in einen der wenigen freien Plätz einreihen. Zwischen den wohl über 100 riesengrossen Trailern verschwinden wir fast. Bald stellen wir fest, dass wir hier in einem «Altersheim auf Rädern» gelandet sind. Unglaublich, die fahren mit dem Auto die etwa 200 Meter zum Strand! Der wunderbar breite Sandstrand ist in eine Strasse umgewandelt. Die Liegestühle stehen zwischen den Autos auf dem Platz. Wohl eine verkehrte Welt.

In San Antonio treffen wir ein Schweizer Paar und verbringen mal wieder einen gemütlichen Abend mit Schweizerdeutsch und einem richtigen Nespresso! Ansonsten ist in San Antonio nicht viel los. Es ist kalt, regnet ab und zu ein paar Tropfen, und der Riverwalk ist wohl nur bei schönem Wetter so richtig gemütlich.

Nun beginnt die Landschaft sich zu verändern. Es wird hügelig und immer weniger bewohnt. Die grüne Wüste beginnt. Wir befinden uns nahe der mexikanischen Grenze. Nur der Rio Grande trennt uns noch von Mexiko. Entlang der Strasse treffen wir immer wieder auf eine Grenzwache, die Border Control. Auf einmal ist die Strasse gesperrt und wir müssen durch eine Drogenkontrolle fahren. Mit Hunden und schwer bewaffnet stehen die Zöllner vor ihrem Häuschen. Doch nachdem sie unsere Pässe kontrolliert haben, lassen sie uns weiterziehen.

Eine Wanderung, entlang dem Seminole Canyon, bis hin zum Rio Grande lässt uns ganz schön schwitzen. Die früheren Canyonbewohner, die Seminoleindianer, hinterliessen Hinweise auf ihr Leben auf den Steinmauern des Seminole Canyon. Their pictographs tell stories that we try to understand today. Ihre Piktogramme erzählen Geschichten aus längst vergangenen Zeiten.

Ausser Wildschweinen, welche schreien wie ein verletzter Hund, und grauen Rehen gibt es hier keine Tiere mehr.

New Orleans

Bald werden wir nun Florida verlassen, in Pensacola machen wir ein letztes Mal einen Halt. Danach entdecken wir völlig neue Landschaften und besuchen die berühmt, berüchtigte Stadt New Orleans.

Da es hier auch mal kräftig regnen kann, haben wir sogar Zeit, das Seeflugmuseum (Naval Aviation) in Pensacola zu besuchen. Vom ersten Flugzeug das erfolgreich den Ozean überquert hat, bis zu den modernsten Düsenjets können wir hier das ganze Sammelsurium der NAVI bestaunen. Sehr beeindruckend ist das Modell des Flugzeugträgers «USS Enterprise» aus dem zweiten Weltkrieg. Es erinnert stark an die Serie «Raumschiff Enterprise».

Wieder einmal ist Tornadowarnung. Wir kommen jedoch mit heftigem Regen davon. Ist aber trotzdem jedes Mal ein komisches Gefühl, wenn man eigentlich nicht so richtig weiss, ob jetzt ein Tornado im Anmarsch ist oder nicht.

Der Staat Alabama ist hier im Süden schnell durchquert. Eigentlich fahren wir einfach etwa 100 Kilometer durch einen sumpfigen Urwald. Ein kurzer Halt im Staat Mississippi um zu schlafen, dann geht’s weiter nach New Orleans. Mit den 375000 Einwohnern ist dies die grösste Stadt im Staat Louisiana. Von total verkommenen Quartieren, bis hin zu extremen Villenvierteln ist hier alles zu sehen. Dank unserem sehr kommunikativen Busfahrer wissen wir nun auch, welche der Villen welchem Star gehört und in welchem Haus welche Filmszene gedreht wurde. Klar, ist wichtig zu wissen!

Erstaunlich sind hier auch die Friedhöfe, denn seit 1830 werden die Menschen nicht mehr in der Erde begraben, sondern in mehr oder weniger pompösen Mausoleen beerdigt. Der hier immer feuchte Boden ist der Grund dafür, so erfahren wir. Die Seuchengefahr ist ansonsten zu gross.

Ein kurzer Kälteeinbruch lässt uns die Daunenjacken hervorholen. Bei eisigen null Grad kommen wir im «Frech Quarter» an. Hier findet das Leben von New Orleans statt. Die Stadt scheint voll guter Stimmung zu sein. Überall Strassenmusikanten, zu späterer Stunde in den Bars Livemusik.

Wir lernen die besten Beignet’s kennen, ein Donut ähnliches Gebäck das zum Frühstück gegessen wird. Auch die wohl besten, grillierten Austern essen wir hier.

New Orleans ist ebenso die Hochburg des Karnevals, wie die Stadt der mystischen Ecken. Man kann sich Karten legen lassen, aus Glaskugeln die Zukunft vorhersagen lassen, oder einfach eine Voodoo Puppe erstehen, die einem in allen Lebenslagen hilft. (Brauchen wir zum Glück nicht, wir haben ja unser Teufelchen…)

Weiter geht unsere Reise in Richtung Texas. Sumpf und nochmals Sumpf. Teilweise fahren wir über 10 Kilometer einfach über eine Brücke im Niemandsland. Danach beginnen endlose Shrimpzuchten. Das Land ist hier so flach, dass man die Erdkrümmung in der Ferne sehen kann. Dann wieder Grasland soweit das Auge sehen kann.

Hunderte von Geiern kreisen über unsere Köpfe, ein Gürteltier spaziert ein paar Meter neben uns vorbei und der «red Kardinal» posiert stundenlang vor unserem Autospiegel. Das freche Eichhörnchen steigt die Treppe von unserem Auto hoch und wäre vor dem Eingang kein Fliegengitter, so käme es in unsere Stube.

Texas ist in Sicht. Die Ölraffinerien beginnen das Bild zu prägen. Ein paar Meilen weiter ist davon nichts mehr zu sehen als eine kleine Flamme die das überflüssige Gas verbrennt. Wir stehen in einem State Park am Ende der Welt. Die Strasse hört hier auf. Ein genialer Fleck Erde am Meer. Unserem ersten Alligator in freier Natur begegnen wir  ebenfalls hier. Cool, unser erster Eindruck von Texas.

 

Happy New Year!

Wir sind immer noch in Florida. Der Lake Kissimmee State Park lädt zum Wandern ein. Ein prächtiger Wanderweg führt uns durch einen wahren Märchenwald. Zeitweise kommen wir uns wie in einer, eigens für uns erschaffenen, Kulisse vor. Mächtige, uralte Eichen breiten ihre Äste über uns aus. Behangen mit den Fäden der Luft- und Liebepflanze. Seltsam graugrün bricht sich das Licht darin. Dann wieder durchwandern wir abgebrannte Wälder mit bizarren, schwarzen Baumresten. Da wir nach 11 Kilometern, bei etwa 30 Grad, etwas Abkühlung brauchen, gibt’s im kleinen Shop am See ein Eis.

Wieder ein Stück weiter, stehen wir am Golf von Mexiko, im Grayton Beach State Park. Hier treffen wir eher eine touristische Gegend an. Aber wen wundert’s, bei diesem genialen, weissen, kilometerlangen Sandstrand. Die Wellen laden sanft zum Baden ein. Uns ist das Wasser aber doch etwas zu kalt und wir begnügen uns mit Sonnenbaden. So verbringen wir hier unser erstes Weihnachtsfest, fernab von zu Hause. Etwas Wehmut kommt da doch schon auf. Aber ein gutes Weihnachtsessen und ein Anruf nach Hause machen vieles wieder gut.

Das neue Jahr beginnen wir im Big Lagoon State Park, nahe der Stadt Pensacola. Ebenfalls eine ganz spezielle Gegend. Leider haben wir einen Kälteeinbruch mit Regen, was anscheinend in Florida so alle 2-3 Wochen einmal vorkommt. Naja, jammern dürfen wir ja nicht, denn immer noch gehen wir bei 14 Grad durch die wunderschöne Lagune, und am nächsten Tag spazieren wir auch schon wieder im T-Shirt durch die Gegend. Durch den weissen Sand, bewachsen mit Pinien, stacheligem Gebüsch und Palmen. Von weitem sieht der Sand aus, als habe es geschneit. Es fühlt sich beim Gehen auch wie Schnee an, genauso mühsam. Ab und zu ein still stehendes Gewässer, zugedeckt mit kleinen Wasserpflanzen. Wie im Urwald…

Ein kleiner Wehmutstropfen trübt hier unsere Reise. Wir mussten feststellen, dass es auch in einem State Park schlechte Menschen geben kann. Als wir vom Einkaufen zurückkommen, sind unsere Niveau-Keile für Morla verschwunden. Unser Urvertrauen wurde kurz erschüttert. Doch nun sind wir stolze Besitzer von amerikanischen Legobausteinkeilen J!

Und nun noch einiges an unnützem Wissen über die USA zum Jahresbeginn:

Wusstest du schon, dass…

·         es in Florida keine Steine gibt

·         der weisse Sand aus kleinsten Kügelchen besteht und wie Schnee knirscht, wenn man darüber geht

·         Schwarzbären zu 70% Vegetarier sind, die restlichen 30% fressen sie Insekten

·         es in den USA nur einlagiges Toilettenpapier gibt

·         es im Staat Tennessee praktisch keinen Alkohol gibt

·         graue Eichhörnchen Purzelbäume schlagen können

·         Gürteltiere in Wirklichkeit gar keinen Gürtel tragen

·         überall Warnschilder «Alligatoren» angebracht sind, wir jedoch noch keinen einzigen zu Gesicht bekommen haben

·         Waschbären gelernt haben, auf den Campingplätzen die Aussenkühlschränke zu öffnen und sich zu bedienen

·         es mitten in Florida eine Hotz Avenue gibt

 

Nun wünschen wir allen ein gutes, zufriedenes und gesundes neues Jahr mit vielen Sonnenstunden zum Geniessen! Dies ein wenig verspätet, aber die Sache mit dem Internet ist öfter als man meint ein kleines Problem…