Die Wüste Arizonas

Soeben verlassen wir die Ebene und kommen in eine, etwas hügelige Landschaft. Ja, wir passieren sogar einen Pass. Doch kaum sind wir oben angekommen, sehen wir die nächste Ebene vor uns liegen. Immer noch Wüste. Wir nähern uns Tucson. Die Strecke beschert uns einen neuen Rekord. Eine 51,3 Kilometer lange Strasse fahren wir nur gerade aus! Wir sind in Arizona.

Im RV Park begegnen wir unserem ersten Saguaro-Kaktus. Beeindruckend! Etwa sechs Meter hoch ist das Exemplar. Auch unseren ersten Kolibri sichten wir hier.

Nun aber rein in den Saguaro Nationalpark. Es ist einfach überwältigend. Hunderte von Riesenkakteen ragen, wie Säulen, in den Himmel. Gemäss Beschreibung sollen hier Exemplare zu sehen sein, welche über 200 Jahre alt sind. Durchschnittlich werden sie ca. 85 Jahre alt. Die Wuchsgeschwindigkeit beträgt pro Jahr ungefähr 10 cm. Der Hauptspross kann bis zu 20 Meter hoch werden. Auf unserer Wanderung durch den Kakteenwald können wir uns kaum satt sehen.

Dann ist etwas Technik angesagt. Das Titan Missile Museum steht auf dem Programm. Es ist schon ein wenig unheimlich so vor einer Atomrakete zu stehen, auch wenn sie leer ist. Einmal gezündet, lässt sie sich nicht wieder stoppen. Wenn der Befehl von Präsidenten zu Zündung kommt, braucht es zwei Mann welche in einem bestimmten Zeitintervall je einen Schlüssel drehen. Unser Guide demonstriert das ganze Prozedere. Ich sitze am Schaltpult und muss auf Befehl den 2. Schlüssel drehen. Unheimlich – wenn dies so passiert, bin ich mir gewiss, jetzt zerstöre ich einen grossen Teil der Welt!

Einige Daten zur Atomrakete:

Reichweite: 10’000 km

Sprengkraft: 9 MT

Länge: 31,3 m

Gewicht mit Sprengkopf: 145’664 kg

Sprengmasse: 3800 kg

Das Air and Space Museum zeigt uns ebenfalls viel Spannendes. Auf einer Fläche von 320’000 m2 sind etwa 300 verschiedene militärische Flugzeuge ausgestellt. Ein Bus bringt uns zum Abschluss zum «Boneyard», dem Flugzeugfriedhof. 4500 Flugzeuge stehen hier in Reih und Glied und warten geduldig auf ihr Schicksal. Manche haben Glück und sind nur deponiert für einen allfälligen Einsatz. Der grosse Teil jedoch wird verschrottet.

Genug Technik, zurück zur Natur! Im Sabino Canyon fahren wir mit einer Bahn in den Canyon hinein. Schon die Fahrt ist spektakulär. Die Säulenkakteen in den Felsen sehen gewaltig aus. Teilweise stehen sie so dicht, dass man tatsächlich schon bald das Gefühl hat, in einem Wald zu stehen. Wir wandern die 5,5 Meilen zurück. In der Ebene ist es heiss und staubig. Die Sonne brennt…

Der Highway 10 bringt uns immer weiter nach Westen. Die Sonora Wüste unser ewiger Begleiter. Ein Halt in Ajo, eine kleine Wüstenstadt, einkaufen, und dann ab ins Organ Pipe Cactus National Monument.

Auf dem Campground stehen wir inmitten von Kakteen. Die Wanderung zur alten Mine ist genial. Vor vielen Jahren wurde hier Gold, Silber, Kupfer und Blei abgebaut. Die vielen Organ Pipe Kakteen werden wir wohl nicht wieder zu sehen bekommen. Sie wachsen fast ausschliesslich in der Sonora Wüste. Der strauchförmige Kaktus wird etwa 8 Meter hoch und besitzt zahlreiche, säulenförmige Arme. Wenn er stirbt, vermodert das Äussere. Übrig bleibt ein weisses Holzgerippe das aussieht wie die Orgelpfeifen in einer Kirche. Damit hat er sich seinen Namen eingehandelt.

Das Wochenende verspricht viel Regen. Wir verlassen wehmütig den Park und stellen uns an einen sicheren Ort in Why. Die Ortschaft befindet sich im Gebiet der Papago-Indianer von welchen auch der RV Park geführt wird.

Es ist noch spannend wie der Name des kleinen Ortes zustande kam: einst nannte sich dieser Ort, mit weniger als 1000 Einwohnern, aber einem Casino, «Y». Dies, weil sich hier zwei Strassen Y-förmig trennen. Im Staat Arizona wurde jedoch ein Gesetz erlassen, das besagt, dass ein Ortsname mindestens 3 Buchstaben haben muss. Also wurde «Y» zu «Why», denn so spricht man phonetisch das Y in der englischen Sprache aus.

Ein Gedanke zu „Die Wüste Arizonas“

  1. Hallo Annemarie, ich bin froh, daß Du den Schlüssel im Museum nicht umdrehen mußtest sonst könnte ich Dir nicht schreiben. Vor eine solche Entscheidung gestellt zu sein ist der blanke Wahnsinn. Sind wir froh, daß Du diese Entscheidung nicht wirklich treffen mußtest. Ich bin tief beeindruckt von Deinem Bericht. Ich war in dieser Gegend noch nie. Ich verstehe, daßDu als eine Kakteenliebhaberin, Dich über diesen Teil der Reise sehr gefreut hast.

    Herzlichen Gruß an Euch beide.Ich bin immer gespannt auf Eure weiteren Berichte. Helga aus Ladenburg Deutschland

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