Neulich im Hotel

Nachdem unser Fahrzeug erfolgreich im Hafen von Baltimore abgeliefert ist und nun ganz alleine auf das Schiff warten muss, fahren wir mit dem Taxi zum Hotel. Natürlich sind wir viel zu früh und müssen in der Hotelhalle auf unser Zimmer warten. Diese Wartezeit wird für uns zu einem spannenden Krimmi, besser als jeder Film!
Zwei Stunden mit Action! HS, BCP, BCFD, BCRI und SWAT, und das alles live…
Gelangweilt googeln wir die neusten Nachrichten der Welt. Die Drehtüre des Hoteleingangs tönt zum x-ten Mal hinter uns. Doch diesmal sehen wir aus dem Augenwinckel uniformierte Männer, was uns zum näheren Hinsehen bewegt. Drei Polizisten der BCP (Baltimore City Police) schreiten eilig zur Theke und verhandeln mit dem Hotelmanager. Die HS (Hotel Security) gesellt sich dazu. Nochmals zwei Polizisten betreten die Lobby. Gemeinsam verschwindet die Crew, über die breite, geschwungene, mit Teppich belegte, Treppe in die oberen Stockwerke.
Das könnte interessant werden. Der richtige Moment um das Handy zur Seite zu legen und sich ganz auf das Geschehen in der Hotelhalle zu konzentrieren. Was passiert als nächstes? Nicht lange müssen wir warten. Ein ganzer Trupp BCFD (Baltimore City Fire Department) marschiert ein. Nun nicht mehr durch die Drehtüre, sondern durch die Glastüre neben dem Eingang.
Einige Polizisten haben sich schon vor dem Aufzug versammelt. Hier gesellen sich nun die Feuerwehrmänner dazu und verschwinden gemeinsam im Aufzug.
In der Hotelhalle versammeln sich immer mehr Leute. Polizei steht überall herum. Wir fragen uns erneut, was wohl hier los ist? Selbstverständlich malen wir uns die verrücktesten Storrys aus. Angefangen von Mord und Todschlag bis hin zur Geiselnahme. Wir haben alle Zeit der Welt, denn nun passiert gar nichts mehr. Eigentlich müsste ich zur Toilette, doch es ist wie bei einem spannenden Film, man will einfach nichts verpassen und unterdrückt den Drang. Und tatsächlich, es wird immer spannender. Ein Polizist eilt, mit Schutzschild, zum Aufzug und verschwindet ebenfalls. Ihm folgt ein Team der BCRI (Baltimore Crisis Reponse Inc). Abermals ist eine Weile nichts zu sehen.
Wieder haben wir Zeit um uns die verrücktesten Storrys auszudenken. Diesmal jedoch nicht lange. Ein kurzes aufheulen eines Krankenwagens und schon eilen zwei Sanitäter mit einer Bahre zum Aufzug. Nun geht es Schlag auf Schlag. Ein weiterer Polizist mit Schutzschild verschwindet in die oberen Stockwerke.
Sollen wir uns um unsere Sicherheit Sorgen machen? Ja, dies fragen wir uns nun langsam, denn mittlerweile befindet sich schon ein recht ansehliches Polizeiaufgebot im Haus. Doch der Manager meint, immer noch sehr gelassen; „wir haben alles im Griff, wir regeln das schon!“ Also setzen wir uns wieder in unsere bequemen Sessel und sind gespannt wie die Geschichte weiter geht. Wir kommen uns vor wie im Kino, nur das Popcorn fehlt noch!
Langsam wird es aber doch etwas unheimlich, denn nun stürmt ein SWAT – Team zur offenen Glastür herein. SWAT steht für Special Weapons and Tactics, dies ist eine Spezialeinheit der Polizeibehörde, deren Mitglieder für Sondereinsätze ausgebildet und ausgerüstet sind. So erscheinen diese Beamten auch bis zu den Zähnen bewaffnet, ausgerüstet mit Helm und schusssicherer Weste. Einige von ihnen verschwinden im Aufzug während immer mehr bewaffnete Männer durch den Eingang eilen.
Doch das SWAT – Team scheint nicht mehr nötig zu sein, denn schon nach kurzer Zeit ziehen sie sich wieder zurück.
In der nun folgenden, kurzen Pause gehe ich nach draussen um eine Zigarette zu rauchen und mir die Situation vor dem Hotel anzusehen. Feuerwehr- und Polizeiautos haben die Strasse und die Hoteleinfahrt verbarrikardiert. Lange halte ich es draussen nicht aus, denn es ist kalt, windig und es regnet in Strömen. Und natürlich muss ich auch zusehen, dass ich das Ende der Storry nicht verpasse.
Kaum sitze ich wieder bequem, öffnet sich die Aufzugstür und die beiden Sanitäter kommen mit der Bahre aus dem Lift. Sie fahren einen schweissgebadeten, grossen, voluminösen Herrn zum Ausgang. Mit hochrotem Kopf und nacktem Oberkörper versucht er sich aus seinen Fesseln zu befreien. Seine Bemühungen sind allerdings vergebens. Eskortiert von der Polizei wird er in den Krankentransporter der Feuerwehr verfrachtet und schon nach kurzer Zeit können wir das heulen des abfahrenden Fahrzeuges hören.
Was auch immer in einem der oberen Stockwerke geschehen ist, es ist bewältigt. Die Polizei, sowie alle andern Einheiten ziehen sich, bis auf einige wenige, zurück.
Erst jetzt bemerken wir, dass die meisten Leute in der Hotelhalle von einem der oberen Stockwerke sind von wo sie anscheinend evakuiert wurden und nun auf ihre Zimmer zurückkehren.
Auch wir können nun langsam daran denken unser Zimmer zu beziehen. Ein merkwürdiges Gefühl! Erstmals nach einem Jahr nicht in unserer Morla zu schlafen, sondern in einem Raum mit einem richtigen Bett und einem Badezimmer gleich nebenan. Ob wir den abendlichen Gang, durch Wind und Wetter, zu den Restrooms vermissen werden? We will see…

Nashville and more

Wir passieren wieder einmal eine Staatsgrenze und befinden uns in Tennessee. Mais und Soja werden nun endgültig von Wald und Wiesen abgelöst. Nur versteht man das Englisch hier fast nicht mehr. Sie verschlucken die Hälfte der Wörter und man ist geneigt zu glauben, dass sie eine heisse Kartoffel im Mund haben.
Dann Nashville, eine doch schon ziemlich grosse Stadt. Unser Camping liegt weit ausserhalb des Zentrums, öffentliche Verkehrsmittel sind kaum vorhanden. So sind wir fast genötigt, den viel zu teuren Shuttle vom KOA, $ 25.- pro Person, zu nehmen. Wenigstens bringt er uns direkt zum Broadway. Jetzt beginnt die Erkundungstour der Music City. Bald stellen wir fest, dass es hier nicht viel zu erkunden gibt. Nebst dem, relativ kurzen, Broadway, dem Stadion und der Hall of fame, ist nicht viel zu sehen. So entschliessen wir uns eben, die Hall of fame, das Country music museum, zu besuchen, was uns abermals $ 25.- pro Person kostet. Hier bekommen wir alle berühmten Countymusiker zu sehen. Leider kennen wir nicht sehr viele davon. Viel Geschichte allerdings ist von Johnny Cash, Dolly Parton und Elvis Presley zu besichtigen. Erwähnenswert ist hier der Cadillac von Elvis. Goldene Rückspiegel, Türfallen und Radkappen, nicht vergoldet, nein massiv Gold! Naja, irgendwo muss das viele Geld ja hin…
Auf dem Stadtplan sehen wir etwas ausserhalb des Zentrums den Music Square. Trotz den 35 Grad – fast kein Schatten – nehmen wir das Stück Weg unter die Füsse. Dort angekommen stellen wir fest, dass hier nur langweilige Aufnahmestudios zu finden sind. Also geht es eben wieder retour.
Da der Broadway ausschliesslich aus Bars mit Livemusik (von der wir in dieser Stadt mehr erwartet haben), Souvenirshops und Bootsshops besteht, durchstöbern wir eben diese und genehmigen uns zwischendurch einen Drink mit Musik.
Endlich ist der lang ersehnte 21. August da, der Tag der totalen Sonnenfinsternis. Alles in und um die Stadt ist ausgebucht. Überall stehen parkierte Autos und RVs, denn in Nashville ist die Sonnenfinsternis für 2.30 Minuten zu sehen. Alle warten und bangen. Schiebt sich da etwa noch eine Wolke vor die Sonne? Nein, genau um 11.58 Uhr beginnt sich der Mond vor die Sonne zu schieben, und dies bei klarer Sicht! Immer wieder blicken wir durch unsere Brillen in den, immer kleiner werdenden, Ball. Das Sonnenlicht wird langsam weniger, es wird kühler. Die ganz spezielle Dämmerung nimmt von Minute zu Minute zu. Nicht so wie Abends wenn die Sonne untergeht, nein, es ist eine spezielle Dämmerung mit blauem Himmel. Es ist 13.27 Uhr, der Mond hat es geschafft. Ohne Brille können wir nun die völlig bedeckte Sonne bewundern. Ein schwarzes Loch im Himmel, rundherum eine Korona als ob die Sonne dahinter brennt. Ein sensationelles, unbeschreibliches Naturschauspiel. Welch ein Glück wir haben dies erleben zu dürfen. Nach zweieinhalb Minuten müssen wir unsere Brillen wieder anziehen und der ganze Zauber ist vorbei. Die zuvor leeren Strassen füllen sich wieder und schon bald haben wir auch wieder unsere 37 Grad.
Auch wir ziehen am nächsten Tag weiter. Knoxville ist das Tagesziel, eigentlich das Musikgeschäft der Stadt. Hier kaufen wir nochmals Saiten und sonstiges Gitarrenzubehör.
Wir haben mit 27 Grad heute die wärmste Nacht unserer Reise hinter uns.
Nach einem Kaffee im Dunkin Donut stellen wir wieder einmal fest, dass unsere Morla Öl verliert. Über zwei doch schon recht heftige Pässe gelangen wir nach Mountain City wo sich der Kreis unserer Reise schliesst. So können wir auch gleich in der altbekannten Werkstatt das Ölproblem prüfen lassen. Es scheint jedoch kein akutes Problem zu sein. Da wir beschlossen haben, zu Hause Ferien vom Reisen zu machen, kann die Reparatur warten. Nicht mehr weit ist der Weg nun bis nach Baltimore von wo aus das Schiff sie nach Hamburg bringen wird.
Zuerst jedoch gibt es ein frohes Wiedersehen mit unseren Freunden in Creston. Zwei gemütliche, wundervolle Tage dürfen wir hier verbringen.
Nun ist nur noch fahren angesagt. Ein völlig langweiliger Übernachtungsplatz wird von einem kuriosen Ehepaar etwas aufgelockert. Ein möchtegern Sunnyboy mit seiner völlig frustrierten Ehefrau gesellen sich mit einer Flasche schlechten Wein zu uns. Seltsame Ansichten und die grosse Liebe zu Trump dürfen wir uns etwa eine Stunde lang anhören, danach kehrt die langweilige Einöde des Platzes wieder zurück.
Nachdem unser Gastank nun leer ist, wie es sein muss für die Verschiffung, gibt es ungetostete Bagles zum Frühstück. Wir erstehen einen Koffer für unsere Habseeligkeiten welche mit nach Hause müssen und stellen uns nochmals bei Washington DC auf den KOA. Der Sonntag ist mit packen ausgefüllt.
Am Montag gibt es einen Museumstag in Washington. Wir entscheiden uns für das Naturhistorische Museum. Eine grosse Kollektion ausgestopfter Tiere aus allen Teilen der Welt bekommen wir zu sehen. Das Highlight jedoch ist die Mineralien- und Edelsteinsammlung. So etwas geniales haben wir tatsächlich noch nie zu sehen bekommen. Unter anderem den 250 Millionen Dollar Diamant, den blauen, fast 10 Gramm schweren, Hope Diamant. Ein sagenumworbener, verfluchter Stein. Ebenso die grösste, blasenfreie Kristallkugel der Welt. Sie wiegt 48,7 kg und hat einen Durchmesser von 32,7 cm. Sowie viele geniale Steingebilde. Noch ein Blick in den botanischen Garten um allenfalls ein Café zu finden… (in der ganzen Stadt gibt es nämlich kei Restaurant und kein Caféhaus) dafür sehen wir die grösste Blüte einer Pflanze die es gibt, die Blüte der Corpse flower (Amorphophallus titanum). Sie wird leider erst am Abend in ihrer vollen Pracht zu sehen sein.
Wieder zurück, kochen wir unsere „Abschiedsmahlzeit“ und leeren auch noch die Gasflasche vom Grill. Ein letztes Mal im Auto schlafen, das macht uns so nervös, dass wir schon um 03.00 Uhr hell wach sind und bereits um 8.00 Uhr vor dem Speditionsbüro stehen.

Mais und Soja

Unsere erste Erfahrung, auf dem Weg nach Osten, ist Pierre, die Hauptstadt von South Dakota. Im McDonald suchen wir uns, mit dem zur Verfügung stehenden WLAN, einen Campingplatz. Schliesslich landen wir auf einem Stellplatz mit Klo, direkt am Missouri. Hier findet gerade ein Vorderlader-Treffen statt. Die Teilnehmer wohnen, wie in vergangenen Zeiten, in primitiven Zelten und sind gekleidet wie vor hundert Jahren. Obwohl wir eigentlich weit im Norden sind, hat es immer noch 36 Grad.
Auf einmal beginnen die Sirenen zu heulen. Beunruhigt fragen wir uns, welche Bedeutung dies nun hat, zumal der Fluss zu steigen beginnt. Da sich jedoch niemand dafür zu interessieren scheint, sind auch wir wieder etwas beruhigt. Um 0.45 Uhr beginnen die Sirenen abermals zu heulen und wieder keine Reaktion von irgendwem. So versuche ich mich über Google schlau zu machen und finde heraus, dass es hier sogenannte Wetteralarme gibt. Kommt ein Gewitter, Sturm oder heftiger Regen, so heulen die Sirenen. Na ja, das weiss ja jeder…
Entlang dem Missouri ist das Land hügelig, trocken und unbewohnt. So haben wir Mühe einen Platz zum Übernachten zu finden. Und eine Dusche wäre doch so schön… Es bleibt uns nichts anderes übrig, als die Backcountry Road zu verlassen und auf den Interstate 90 zu wechseln. Hier scheint es doch ab und zu einen RV-Park zu geben.
Der Halt am White Lake (ein See ist weit und breit nicht zu finden) ist ein guter Entscheid. Der Good Sam Platz bietet allen Komfort den man sich nur wünschen kann. Unsere Dusche geniessen wir in einem richtigen Badezimmer, mit Badteppich und so!
Die wenigen Plätze in den Parks sind übers Wochenende alle ausgebucht. Wir fahren, wie schon gestern, 200 Kilometer, durch MAIS und SOJA, bis nach Yankton und verbringen das Weekend auf einem zuvor reservierten KOA wo auch eine Generalreinigung unseres Heimes geplant ist. Aber erst mal ist Sonntag – da wird nicht geputzt. Der Montag ist rum und unsere Morla wieder sauber, smile!
Ganz in der Nähe befindet sich der Cottonwoodpark, unsere nächste Destination für eine Nacht. Am kleinen See, im Schatten der Bäume, spielen wir, schwitzend, gemütlich ein Schach. Der Himmel verdunkelt sich. Von einer Sekunde zur andern ist ein heftiger Sturm da. Die Schachfiguren werden vom Brett gefegt noch ehe wir die Möglichkeit haben, sie in Sicherheit zu bringen. Das lokale Radio meldet ein heftiges Gewitter. Dicke Baumstämme biegen sich ächzend im Wind. Dann ein paar Spritzer Regen und der ganze Spuck ist vorbei. Das Gewitter zieht an uns vorbei.
Und weiter geht die Reise, wieder durch riesige Felder von MAIS und SOJABOHNEN. Man glaube ja nicht, dass das übertrieben ist, nein, soweit das Auge reicht sieht man die Felder – und absolut nichts anderes – und das Land ist flach, man sieht sehr weit! So landen wir in Sioux City wo wir die historische 4. Strasse besichtigen. Sehenswert ist sie allerdings nicht. Aber in einem guten Restaurant gibt es eine Art Flammkuchen, der ist genial.
Was bringt uns wohl der nächste Tag? MAIS und SOJA, wie könnte es auch anders sein. Das Soja interpretierten wir bis anhin als Kartoffeln. Heute erfahren wir in einem Café in Pisgha, dass es Sojabohnen sind. Nein, Pisgha muss man nicht unbedingt kennen, es ist ein kleiner, verlassener Ort im Nirgendwo mit einem Café und einer Autowerkstatt. Über den Scenic Bayway, wohl der einzige Hügel in Iowa, gelangen wir schlussendlich in den Wilson Island-State-Park. Nicht ohne eine Dirt Road fahren zu müssen, denn unser Navi führt uns zu einer Unterführung durch die wir nicht fahren können. Unsere Morla ist zu hoch. Wilson Island ist eine „Insel“ ohne Mais und Soja mit ein paar Bäumen, gut zum Übernachten.
In dieser Gegend gibt es keine RV-Parks mehr. Entweder ist es ein State Park oder ein lokaler Erholungspark. Sie sind alle günstig und sind meist mit einem Showerhouse ausgerüstet. Was braucht man denn auch mehr…
Leicht hügelig geht es nun weiter, durch MAIS und SOJA, immer über die kleinen Landstrassen, bis zum Lake Anita-State-Park. Es ist Wochenende, wir haben einen Non Electric Platz reserviert. Dieser entpuppt sich aber als ein Stück Rasen, so schräg, man glaubt es kaum. Alle anderen Plätze scheinen ausgebucht. Trotzdem wandern wir alle Plätze ab. Und siehe da, wir haben wieder einmal Glück. Ein einziger Platz, direkt am See, ist frei. Den schnappen wir uns sofort. Wir erleben ein richtig cooles Ioawaner Weekend. Es wird gefeiert, gefischt, gegrillt, die Kinder sind mit ihren Fahrrädern unterwegs, halt ein lokales Wochenende am See. Unsere Morla zieht die Einheimischen wieder einmal an. So erhalten wir viel Besuch und erfahren dabei so einiges aus dem Leben in Iowa.
Am Montag verlassen auch wir den fast wieder leeren Platz. Abermals durch MAIS und SOJA erreichen wir die grosse Stadt Des Moines. Hier wollen wir einen Gaskocher erstehen, so dass wir auch draussen kochen können. Obwohl es wirklich eine nicht kleine Stadt ist, stellt sich unser Vorhaben als schwierig heraus. Kocher und Adapter für die Gasflasche müssen wir an zwei verschiedenen Orten suchen.
Im Elk Rock Park treffen wir ein deutsches Ehepaar und verbringen mal wieder einen Abend in deutscher Sprache. Als es dunkel wird beginnen im Wald kleine Lichtlein zu blinken, die Leuchtkäfer sind unterwegs.
Zurück auf der Strasse fahren wir freudig durch Wald und Wiesen. Doch die Freude hält nicht lange, denn was kommt: MAIS und SOJA!! Nach einer Nacht im Keosauqua Park, wieder meist MAIS und SOJA! Langsam gesellen sich kleine Waldstücke dazu. Nach ein paar historischen Orten mit alten Backsteinhäusern und Einkaufen in Fort Madison, verlassen wir Iowa und befinden uns nun in Missouri. Nach einer weiteren Nacht in einem Park, dem Wakonda Statepark, ist es nicht mehr weit bis Hannibal. Natürlich auch hier durch MAIS und SOJA! Die Mainstreet soll hier interessant sein. Tatsächlich finden wir auch ein paar sehr sehenswerte Shops mit Dingen welche nicht überall zu finden sind.
Und schon sind wir, durch MAIS und SOJA, im Mark Twain Park angelangt. Florida, der Geburtsort des Schriftstellers, ist so klein, dass unser Navi es nicht finden kann. Kein Wunder, drei Häuser und ein altes Cabin. Berühmt wurde der amerikanische Samuel Clemens mit den Büchern „Tom Sawyer“ und „Huckleberry Finn“.
Nach weiteren zwei Tagen MAIS und SOJA (nicht mehr ganz so viel, aber immer noch genug) sind wir in St. Louis. Hier gesellen sich Kirchen dazu. Im County St. Louis gibt es 3770 Kirchen von 321 verschiedenen Religionen. Dazu muss man wissen, dass die Stadt St. Louis lediglich 320‘000 Einwohner hat welche im County aber den Hauptanteil ausmachen.
Nach langem Warten auf den Bus, können wir endlich den berühmten, 192 Meter hohen, Gateway Arch besichtigen. Das Metallgebilde überragt alle Gebäude der Stadt. Ansonsten gibt es in der Stadt nicht viel zu sehen, ausser dem Baseballstadion der Cardinals, mitten im Downtown. Heute ist Spieltag und die in Rot gekleideten Anhänger strömen in Massen durch die Eingänge zum Spiel. Zwei Blocks weiter glauben wir uns in einer anderen Stadt. Kleine, alte Backsteinhäuser, halb zerfallen, stehen hier als Relikt aus einer längst vergangenen Zeit. Doch hier finden wir die In-Bars mit gutem Essen und Livemusik, Letztere leider erst zu später Stunde. Mit der Metro, die Stationen bewacht von schwer bewaffneter Polizei, gelangen wir am nächsten Tag in den Stadtteil „Loop“. Der Loop ist eine renovierte Strasse mit vielen kleinen, speziellen Shops und Restaurants. Es dauert eine ganze Weile bis wir die interessanten Läden und Galerien alle durchstöbert haben.
Am nächsten Tag geht es weiter in Richtung Nashville, natürlich durch MAIS und SOJABOHNEN!!!

Der letzte Nationalpark

Wir sind wieder mobil und können weiterziehen. Zuerst noch das Mietauto zurückbringen, dann geht es nach Norden, zu den Black Hills. Das weite Grasland wird auf einmal hügelig und wir können vereinzelte Bäume erblicken. Es ist immer noch sehr schwierig, einen Campingplatz zu finden der nicht ausgebucht ist. Kurz vor Custor haben wir aber Glück und können einen Platz für eine Nacht ergattern. Das kostet uns zwar 50.- Dollar, aber er liefert uns das dringend benötigte Frischwasser. So können wir unseren Tank füllen. Ausserdem ist kein Lastwagenlärm zu hören, man wird nicht schwarz vom Russ der Abgase und die Dusche ist nicht eine halbe Meile weg.
Wenn man hier tanken möchte, muss immer zuerst bezahlt werden. Doch heute dürfen wir zuerst den Tank füllen und danach bezahlen. Warum? Weil der Dame von der Tankstelle unsere Schildkröte auf dem Auto so sehr imponiert hat. Das muss man auch erst mal erleben!
Am Freitag bezahlen wir die 20.- Dollar und fahren in den Custor State Park der uns sehr empfohlen wurde. Der Park entpuppt sich vor allem als Wald. Schön, aber eigentlich nichts Spezielles. So entschliessen wir uns, zum Mount Rushmore zu fahren, was nur eine Strecke von wenigen Meilen ist. Der Weg dorthin führt uns durch drei Tunnels. Eines davon ist gerade mal 11 Fuss hoch. Da unsere Morla 10,9 Fuss hoch ist, muss ich aussteigen und Albi durch den, gerade passenden, Tunnel lotsen. Geschafft!
Beim Mount Rushmore angekommen, bezahlen wir erst einmal 10.- Dollar für den Parkplatz. Die von 1927 bis 1941 erbaute Skulptur ist weltweit eine der Grössten. Die vier Präsidentenköpfe, George Washington, Thomas Jefferson, Abraham Lincoln und Theodore Roosevelt sind fast 100 Meter breit. Jeder der Köpfe misst etwa 20 Meter Höhe und alleine schon eine Nase ist fast 6 Meter lang. Die Skulptur wurde von 400 Mann aus dem Granitfels gehauen. Obwohl man die Skulptur schon von vielen Fotos her kennt, ist es doch gewaltig wenn man davorsteht. Auch finden wir hier etwas doch sehr Seltenes, es gibt ein Restaurant bei diesem Monument!
Wir campieren im National Forest, da ist frei campieren erlaubt und wir haben unsere Ruhe, die Campingplätze sind alle besetzt.
Dann ist das „Crazy Horse Memorial“ auf dem Plan, das Pendant der Indianer zum Mount Rushmore. Es soll die grösste Skulptur der Welt werden. Sie soll an die Kultur und die Traditionen der Indianer erinnern und diese möglichst erhalten. Schon allein der fertiggestellte Kopf ist 26,6 Meter hoch. Die fertige Skulptur soll einmal 171,6 Meter hoch, und 195,4 Meter lang werden. Die geschätzte Dauer der Bauzeit ist etwa 100 Jahre. Es werden keine Gelder des Staates angenommen, die Indianer wollen die Weissen wissen lassen, dass auch sie fähig sind etwas so Grosses fertigzustellen. Der Häuptling „Standing Bear“ liess 1939 den Steinmetz Korczak nach South Dakota kommen, dieser willigte ein, den Bau durchzuführen. So begann das grosse Werk 1948, mit 147.- Dollar, zu entstehen. Geld wurde mit allem gemacht. Zuerst mit einem einfachen Milchladen, dem folgte eine Baum-Farm. Heute kommen die meisten Gelder durch die Eintritte, die Einnahmen vom Center und von Spenden. Eine eindrückliche Geschichte!
Dann ist da noch die Cowboystadt Custor. Eine kleine, touristische, hübsche Stadt mit einer guten Bäckerei in der wir ein feines Lachssandwich essen bevor es zurück in den Wald geht.
Am nächsten Morgen fahren wir den berühmten „Needles Highway“. Manche Meile müssen wir zurücklegen bevor die ersten Felsen zu sehen sind. Doch dann ragen die spitzen Säulen imposant in den Himmel. Zu Recht haben sie ihren Namen: Nadeln! Das ganze Gestein scheint hier aus Quarz zu bestehen, überall funkelt und glitzert es. Schuhe und Beine sind mit tausenden von kleinen Glitzerchen bedeckt. Normalerweise bezahlt man viel Geld für so eine Bodylotion…
Eigentlich wollen wir heute nach Rapid City, sehen aber, dass es mit 40 Grad der heisseste Tag der Woche wird. Da dies nicht zwingend sein muss, wird der Mountain Scenic Highway gefahren. Hier ist es nicht ganz so warm und wir können auch noch die Mammut-Ausgrabungsstelle bei Hot Springs besichtigen. Ein eindrücklicher Ort! Vor 26‘000 Jahren entstand hier ein Wasserloch. Der Rand dieses tiefen Teiches war so rutschig, dass die Mammuts nicht mehr aus dem Wasser kamen und elendig ertrunken sind. Per Zufall ist man an dieser Stelle auf etwa 60 Mammutskelette gestossen welche nun besichtigt werden können.
Auf dem Weg nach Rapid City machen wir einen Halt und besuchen den grössten Reptiliengarten der Welt. Die Anzahl der verschiedenen Arten ist tatsächlich enorm. Ebenfalls sind verschiedene Vogelarten vertreten. Die Haltung der Tiere ist jedoch teilweise sehr fragwürdig! Wir sehen uns die Schlangen- und Vogelschau an. Dabei hören wir erstmals, wie eine Klapperschlange klingt, wenn sie mit ihrem Schwanzende rasselt und hoffen, dass wir dieses Geräusch in freier Natur nie zu hören bekommen.
Da wir nach den Nächten im Wald eine Dusche nötig haben, stellen wir uns in Rapid City auf den KOA. Die grosse Stadt ist einfach eine schlafende Cowboycity, es ist absolut nichts los hier. So geniessen wir einfach den willkommenen Schatten der Bäume auf dem RV-Park.
Zu den Badlands ist es nun nicht mehr weit. Schon von Weitem sieht die zackige Felsenlandschaft bizarr aus. Bei der ersten Fahrt durch den Nationalpark sind wir völlig fasziniert von den sich abwechselnden Landschaften. Einmal die spitzen Felsgebilde, dann die sanften, farbigen Hügel, um die nächste Ecke zeigen sich rot gestreifte Felsen. Dazwischen immer wieder das gelbliche Grasland. Am nächsten Morgen sieht es stark nach Regen aus. Wir können uns Zeit lassen, denn der Campground im Nationalpark öffnet erst um 11.30 Uhr. Nach einem Abstecher ins Visitor Center versuchen wir einen Platz zu bekommen. Doch der nette Herr im Häuschen meint, dass er erst um 12.30 Uhr öffnet. Also treiben wir uns erstmal noch ein wenig in den Felsen herum und versuchen es dann erneut. Der nette Herr nimmt es sehr genau und schickt uns um 12.28 Uhr in eine, nichtexistierende, Warteschlange. Punkt halb eins beginnt er mit seiner Arbeit und wir haben endlich unseren Platz für die kommende Nacht. Wir setzen unsere Tour durch die atemberaubende Märchenlandschaft fort. Ein Halt an einem Aussichtspunkt. Ein Motorrad hält vor uns an. Ein, übers ganze Gesicht grinsender, junger Mann steigt ab und kommt auf uns zu. Ein St. Galler!
Leider beginnt es nun zu regnen. Da der Boden anscheinend vor allem aus Lehm besteht, haben wir sofort riesige Lehmklumpen an unseren Schuhen welche auch nicht so schnell wieder zu entfernen sind. Die farbigen Hügel, Gelb, in ein zartes Rosa übergehend, bis hin zu Violett, sehen aus wie eine Zuckergusslandschaft. Vom Regen gewaschen, sind die Farben heute sehr intensiv. Wir warten auf das Ende des Regens, doch das ist nicht in Sicht. So kehren wir auf den Campingplatz zurück und backen Brötchen. Mittlerweile hat es aufgehört zu regnen. Zu später Stunde präsentiert sich uns ein prächtiges Panorama unter den schwarzen Gewitterwolken, was meinem Schatz das wohl beste Foto der ganzen Reise liefert.
Wieder einmal sagen wir am nächsten Morgen „Tschüss“, diesmal dem letzten Nationalpark auf unserem Weg. Unser nächstes Ziel ist Nashville. Bis dorthin legen wir aber erst mal noch etwa 2500 Kilometer zurück und lassen uns überraschen was die Fahrt uns beschert…