Südfrankreich

Lange ist es her seit wir ein Lebenszeichen von uns gegeben haben. Wieder einmal sind wir vor dem schlechten Wetter geflüchtet. Dabei landen wir erst einmal in El Portus, einer kleinen Ortschaft in der Nähe von Cartagena. Der empfohlene Platz entpuppt sich als kleiner Reinfall, denn die Anlage entspricht keineswegs dem hohen Preis. Auch die wunderschöne Bucht tut da keine Abhilfe. Also ziehen wir weiter, durch blühende Zitrushaine welche meilenweit nach Honig riechen und sowohl Blüten als auch reife Früchte tragen, in Richtung Dénia.

Nach einer Fahrt durch enge Gassen kleiner Orte, unser Navi sucht sich definitiv nicht die beste Route aus, und einer Passfahrt, sind wir wieder am Meer. Mit dem Fahrrad erkunden wir Dénia und kommen gerade noch rechtzeitig vor dem Regen wieder nach Hause.

Über Valencia gelangen wir nach Tarragona wo wir auf einem praktisch leeren Platz die Nacht verbringen um anderntags, bei strömendem Regen und einer langen Fahrt, 4 ½ Stunden für 250 Kilometer, in Esponellà zu landen. Der kurvenreiche Pass, wir sehen schneebedeckte Berggipfel, hat uns die erheblichen Stunden gekostet.

Auch der Sonntag ist regnerisch, also besuchen wir eben das Dali-Museum im nahegelegenen Figueres. Wer kennt den Maler mit seinen schmelzenden Uhren und brennenden Giraffen nicht. Der wohl bekannteste Künstler des Surrealismus mit seinem gezwirbelten Schnurrbart, 1989 verstorben, gibt immer wieder Anlass zum Staunen und Schmunzeln.

Aussagen wie: „Habe keine Angst vor der Perfektion, denn du wirst sie nie erreichen“ oder: „der einzige Unterschied zwischen mir und einem Verrückten ist der, dass ich nicht verrückt bin“ gehören zu der faszinierenden Persönlichkeit Salvatore Dali.

Weitere gute 4 Stunden für 150 Kilometer bringen uns, durch die Pyrenäen, nach Sérignan Plage, womit wir in Frankreich angekommen sind. Den zuvor ausgesuchten Platz gibt es nicht mehr, also begnügen wir uns mit dem Nächstbesten und lassen uns von der Dame am Empfang ein gutes Restaurant empfehlen. Es erscheint uns schon sehr seltsam, dass sie sich dabei äusserst schwertut. Doch im Ort scheint sich dann doch noch etwas zu finden. Mit unseren Fahrrädern radeln wir die fast 5 Kilometer in die Ortschaft und müssen den Grund für ihr Schwertun schmerzlich erkennen. Das empfohlene Restaurant hat am Sonntag geschlossen, ein Zweites öffnet um 18.00 Uhr, bietet jedoch am Abend nur Getränke an und in ein heruntergekommenes Bistro wollen wir nicht. So bleibt uns nichts anderes übrig als zum Camping zurück zu fahren und im dortigen Restaurant unser Abendessen einzunehmen, denn um selbst zu kochen ist es mittlerweile einfach zu spät. Eigentlich ist es ja tragisch, dass man in Südfrankreich am Sonntagabend nichts Anständiges zu essen bekommt. Doch nicht genug der französischen Enttäuschungen, denn am Abend gibt es kein Licht bei den sanitären Anlagen und am nächsten Morgen stellen wir fest, dass es zum Duschen kein warmes Wasser gibt. Abwaschen ist ebenfalls nicht möglich, weil es unzumutbar schmutzig ist. Der Gang zur Rezeption ist frustrierend, denn all dies scheint nicht wirklich jemanden zu interessieren und mein Schatz kommt wütend zurück. Verlassen können wir den Platz nicht, denn eine Rückerstattung des Preises für die zweite Nacht wird uns nicht gewährt. Ausserdem dauert die Wäsche in der Maschine über zwei Stunden und der Schwingvorgang ist ebenfalls defekt. Drei Durchgänge mit dem Trockner sind nötig bis endlich unsere Wäsche nicht mehr nass ist. Mittlerweile ist der Tag schon so weit fortgeschritten, dass es sich nicht mehr lohnt an eine Weiterfahrt zu denken.

Wir sind soweit, dass wir Frankreich so schnell wie möglich hinter uns lassen wollen, obwohl der Einkauf uns wieder etwas besänftigt. Die vielen feinen Delikatessen sind eben doch nicht zu verachten.

Am 19. April erreichen wir Italien. In Spotorno, einem kleinen Ort in Ligurien, treffen wir auf einen gemütlichen, italienischen Platz und geniessen in der malerischen kleinen Stadt eine gute Pizza.

Durch den kurvenreichen ligurischen Appenin geht es weiter in Richtung Piacenza bis nach Verona, welches wir gerne besuchen wollen.

Den Campingplatz zu finden kostet uns einiges an Nerven, das Einparken noch ein paar mehr. Schlussendlich stehen wir aber direkt an der ehemaligen Mauer des Castel Pietra und haben einen genialen Blick auf Verona. Viele Stufen führen uns am Abend in die Altstadt, welche seit dem Jahr 2000 zu einem UNESCO-Welterbe zählt. Noch selten sind wir so gut erhaltenen Grabmälern, Kirchen und Herrschaftshäusern gegenübergestanden und wohl noch nie durch Strassen aus Marmor gelaufen. Auch das zweitgrösste Kolosseum, um 30 v.Chr. von Kaiser Tiberius erbaut, ist gut erhalten und sehenswert.

Romeo und Julia, die tragische Liebesgeschichte von Shakespeare, ist wohl ebenfalls jedem bekannt. Aber hat es diese berühmte Julia denn tatsächlich gegeben, ist sie auf dem Balkon in Verona, welchen jedes Jahr abertausende von Touristen besuchen, je gestanden? Nein, natürlich nicht. Der Balkon wurde 1930, aus einem Skatophag einer angesehenen Familie erbaut. Die Dame der besagten Familie hiess allerdings Giulietta, so ist das Grabmal, welches ebenfalls als Sehenswürdigkeit verkauft wird, tatsächlich die letzte Ruhestätte von Julia.

Alles in allem ein interessanter Abstecher nach Verona welcher uns allerdings eine gute Stange Geld gekostet hat ?

Auf der Suche nach der Sonne

Auf der A49, der einzigen Strasse ganz im Süden, passieren wir den Rio Guadiana, welcher die Grenze zwischen Spanien und Portugal bildet. Gleich nach dem Grenzübergang erkundigen wir uns bei der Tourist-Info über die Handhabung der hiesigen Autobahngebühren. Wie wir feststellen, ein simples System. Man schiebt seine Kreditkarte in den Automaten am Strassenrand, die Nummer wird sodann automatisch fotografiert und schon können wir einen Monat lang alle Autobahnen benutzen, denn der erforderliche Betrag wird automatisch belastet. Benutzt haben wir dann allerdings nie eine.

Olhão ist unsere erste Station in Portugal. Der Platz kostet uns knappe 10 Euro pro Nacht und bietet jeden erdenklichen Komfort, ist nicht gerade ein schöner Platz, liegt jedoch am Eingang des grossen Naturparks Ria Formosa. Da für einmal ein regenfreier Tag vorausgesagt ist, packen wir unsere Fahrräder aus und radeln zum nahegelegenen Eingang des Parks. Für einen geringen Betrag erhalten wir ein paar spärliche Infos und einen Plan welcher die sehenswerten Punkte wiedergibt. Eigentlich sollten wir hier die portugiesischen Wasserhunde zu sehen bekommen, doch auf die entsprechende Frage meint der Parkwächter, diese seien nicht mehr hier, man wisse nicht genau wo es sie noch zu sehen gibt. So bekommen wir auf unserem Rundgang nur noch die leeren Zwinger zu sehen. Auch das Chamäleon ist noch nicht aus dem Winterschlaf erwacht und die versprochenen Flamingos, welche hier in Scharen zu sehen sein sollten, können wir nur aus weiter Ferne und auch das nur vereinzelt, beobachten. Trotzdem geniessen wir den schönen Spaziergang bis es aus heiterem Himmel zu regnen beginnt. Während einer kleinen Regenpause radeln wir nun in die Ortschaft und beschliessen, etwas Gutes zu essen. Grillierter Pulpo, die Spezialität, ist gar nicht schlecht.

Die Dusche am Abend bringt uns völlig neue Erkenntnisse; wenn es nämlich in Portugal drei Duschen gibt, so kann nur bei Einer warmes Wasser laufen, die anderen Zwei haben Pech und müssen kalt duschen.

Da es am nächsten Tag wie aus Kübeln giesst, verlängern wir den Aufenthalt um einen Tag und schaffen es am Sonntag gerade mal trocken vom Platz zu kommen und fahren nach Albufeira, dem wohl bekanntesten und teuersten Ferienort in Portugal. Doch auch hier zeigt sich das Wetter von keiner besseren Seite. Der Stadtbummel fällt buchstäblich ins Wasser und wird auf den nächsten Tag verschoben. Es scheint auch tatsächlich die Sonne und wir flanieren durch das Touristenstädtchen. Die Rückfahrt mit dem Bus gestaltet sich allerdings eher schwierig, denn nach 45 Minuten Wartezeit ist immer noch kein Bus in Sicht, obwohl wir am Morgen genau diese Strecke gefahren sind. Schliesslich steigen wir irgendwo ein und lassen uns zum Busbahnhof kutschieren. Nach abermaligem Warten bringt uns dann doch noch ein Bus, kurz vor dem Eindunkeln, nach Hause.

Nächste Station ist Lagos. Obwohl wir hier vor Jahren unsere Ferien verbracht haben, ist der Wiedererkennungseffekt praktisch null. Lediglich der markante Strand der Stadt ruft Erinnerungen hervor. Wir suchen uns ein Restaurant und erhalten das beste Essen seit wir unterwegs sind. Im APETISQUEIRA muss wohl schon fast ein Sternekoch in der Küche stehen, denn es ist hervorragend!

So langsam haben wir den Regen satt, ja, es regnet schon wieder, und über Ostern hätten wir doch sehr gerne ein wenig Sonne. Das Durchstöbern der verschiedenen Wettervoraussagen macht uns die Entscheidung leicht, wir ändern unsere Pläne und kehren nach Spanien zurück. In Portugal ist nur Regen und Sturm zu sehen.

Die Strecke bis El Rocío legen wir in einem Tag zurück. Der sandige Boden ist mittlerweile völlig aufgeweicht, die Schlammlandschaft ist perfekt. Trotzdem pilgern wir am Sonntag in die Ortschaft, was sich abermals lohnt, denn wieder treffen wir auf eine Pilgergruppe, diesmal jedoch völlig anders. Viel Federschmuck auf den Köpfen und Glöckchen an den Füssen, sodass ihr Tanz, neben den Trommelwirbeln, einen feinen, metallischen Klang entwickelt.

In Torre del Mar werden wir endlich fündig, tagelang nur Sonnenschein! Hier verbringen wir die Karwoche welche von den Spaniern Semana Santa, heilige Woche, genannt wird. Überall finden Prozessionen statt, die teils vermummten Büsser ziehen scharenweise in die Kirchen und Kathedralen ein.

Nochmals ein Besuch in Málaga und schon sind auch die Feiertage wieder vorüber. Unsere neuen Pläne werden uns erstmal in Richtung Nizza führen, doch damit werden wir uns wohl noch ein wenig Zeit lassen, denn die Temperaturen im Norden sehen nicht so rosig aus…