Rumänien

Schon bald stehen wir vor dem rumänischen Zoll in der Warteschlange. Wieder müssen wir unser Auto öffnen, nein, nicht zur Kontrolle, der Beamte will einfach sehen wie es innen ausschaut.

Geld wird gewechselt, denn wir brauchen Lei um die elektronische Vignette zu kaufen. Kurz nachdem alles erledigt ist, öffnet der Himmel seine Schleusen. Blitz und Donner wüten über uns. Innert Minuten verwandeln sich die Strassen in reissende Bäche. Viele Autofahrer halten am Strassenrand, wir kommen nur sehr langsam vorwärts. Schliesslich sind wir dann doch in Tulcea, einer grösseren Stadt, wo wir einkaufen und uns überlegen gleich auf dem Parkplatz vom Einkaufszentrum zu übernachten. Nach einigem hin und her nehmen wir dann doch noch die letzten Kilometer unter die Räder und fahren ins Donaudelta nach Murighiol, was wir nicht bereuen. Ein wunderbarer, kleiner Campingplatz, auf dem am Abend die Kuckucke um die Wette rufen und wir für den nächsten Tag eine Bootstour buchen können.

Um 05.15 stehen wir auf, essen etwas Kleines und fahren, nachdem wir im Besitz einer offiziellen Bewilligung für das Naturschutzgebiet sind, um 06.30 los. Zuerst werden wir mit dem Auto zum Bootssteg chauffiert, wo wir, insgesamt sechs Personen, in ein kleines Boot umsteigen. Vier Stunden gondeln wir nun durchs Donaudelta. Was wir zu sehen bekommen ist einfach nur schön! Weite Seen, übersät mit weissen Seerosen, welche gerade in der Morgensonne ihre Blüten öffnen, riesige Schwärme von Pelikanen und Möwen, sowie etliche sonstige Vogelarten, die sich in der Sonne tummeln und ihr Frühstück suchen. Auf den Seerosenblättern sitzen tausende von Fröschen. Immer wieder durchfahren wir einen Kanal, zu beiden Seiten wild bewachsen. Ab und zu kreuzen wir mit einem Fischerboot oder werden von einem Ranger überholt. Nach etwa zwei Stunden sind auf einmal alle Tiere verschwunden. Unser Fahrer, der Ehemann der Campingmanagerin scheint alles zu sehen. Einmal weist er uns auf eine versteckte Schlange hin, ein anderes Mal entdeckt er eine Schildkröte am Ufer. Nach den vier Stunden ist es dann allerdings genug, denn die Holzbänke im Boot sind alles andere als bequem, doch die Tour hat sich auf jeden Fall gelohnt…

Am Nachmittag unternehmen wir einen Spaziergang ins Dorf, in der Hoffnung eine Post für Briefmarken zu finden, doch von der ehemaligen Post ist nur noch das Schild übrig?.

Vor der Abfahrt am nächsten Tag wird nochmals ausgiebig geduscht, denn in der nächsten Zeit werden wir wohl keinen Campingplatz mehr vorfinden. Über hundert Kilometer schlängeln wir uns an der Donau entlang, das heisst, über die Hügel neben dem Fluss, denn das Tal ist sehr sumpfig, eine weite Ebene mit sehr viel Wasser. Über Braila und Bursau nach Polestri wo es dann in die Berge geht. Die endlosen Weizen-, Raps- und Sonnenblumenfelder, welche ab und zu von einem violetten Lavendelfeld unterbrochen werden, enden hier. Auf der Suche nach einem Rastplatz werden wir durch eine Umleitung gezwungen, durch ein völlig authentisches Hinterland zu fahren. Es ist faszinierend zu sehen wie die Menschen hier leben und ab und zu überholen wir ein Fuhrwerk mit Ross oder Esel. Kurz vor Cheia, welches sich auf der Passhöhe befindet, öffnet sich eine kleine Ebene am Fluss. Ein geeigneter Ort zum Übernachten, was auch ein paar Einheimische zu tun scheinen. Schafherden ziehen vorbei und das Plätschern des Baches ist unsere Einschlafmusik.

Nach der Passfahrt führt uns eine schöne Strecke nach Sfantu Gherorghe. Da wir einen Kaffee brauchen, gibt es einen Halt in Miercurea Ciuc wo die Dame an der Theke im Kauflandkaffee Deutsch spricht. Neben uns sitzt eine deutsche Reisegruppe, welche alle von den Moldauklöstern schwärmen. Dies veranlasst uns, einen Umweg zu machen und abermals eine Passfahrt, diesmal allerdings mit schlechten Strassen und engen Kurven, in kauf zu nehmen um die Klöster zu besichtigen. Nach dem Pass geht es durch eine tiefe Schlucht. Genau in diesem Moment geht das Gewitter los, natürlich mit solchen Mengen von Regen, dass gar nichts mehr geht. Gerne hätten wir die Fahrt genossen und ein paar Fotos gemacht, aber nach einer halben Stunde Wartezeit geben wir auf und fahren weiter.

Das Kloster Bistrita ist schon sehr eindrucksvoll. Schwarz gekleidete Mönche, mit langen Bärten und einer Kopfbedeckung mit Schleier, erinnern einem sehr an ein mittelalterliches Dasein, oder an einen Harry-Potter-Film mit seinen düsteren Szenen, denn einer der Mönche ähnelt sehr Dumbledor?! Die ebenfalls sehr düstere Kirche ist übersät mit Fresken, Ikonen und Schnitzereien. Man kann sich das Innere kaum vorstellen, wenn man nicht mitten drinsteht.

Nach einer Übernachtung irgendwo an einem Stauwerk eines Bachs, geht es weiter auf Klostertour. Das Manistiera Varatec entpuppt sich als Klosterdorf, belebt von Nonnen. Da wir es nicht als besonders sehenswert betrachten geht unsere Fahrt weiter zum M. Agapia, wo wir für 5 Lei (€ 1.-) eingelassen werden. Auch hier herrscht ein emsiges „Nonnentreiben“. Auch diese Kirche ist übersät mit Fresken welche keinen Fleck Wand mehr sehen lassen. Was immer auch die christliche Geschichte zu erzählen weiss, ist hier bildlich dargestellt. M Secu und M. Silhastria sind sehr ähnlich. Das UNESCO-Welterbe Kloster M. Humor, was uns sehr empfohlen wurde, können wir leider nicht so ausgiebig wie gewollt geniessen, denn wieder einmal ist das tägliche Gewitter über uns. Die Verkaufsstände vor dem Areal werden in aller Eile zusammengeräumt und auch wir schaffen es gerade noch einigermassen trocken ins Auto zu kommen.

Da unser heutiges Ziel ein Camping mit Dusche ist, überqueren wir wohl den letzten Pass der Karpaten. Auf 1500 Meter Höhe wird gerade eine neue Kirche gebaut, unglaublich!

Der Camping ist ein kleiner rumänischer Platz wo wir zum Duschen ins Wohnhaus der Besitzer eingelassen werden. In der Badewanne, welche jeden Moment auseinander zu brechen droht, kommt nach langem guten Zureden dann doch ein klein wenig warmes Wasser, egal, wir sind wieder frisch und sauber?…

 

 

 

 

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