Brügge

Nach einer weiteren stürmischen Nacht führt uns der Weg weiter durch das endlos flache Holland. Viele „omleiding“ wegen „nieuwe wegdek“ sind zu meistern, um ins abgelegene Moddergat zu gelangen. Leider gibt es unseren Stellplatz im niedlichen Dorf nicht mehr. Also wird eine neue Bleibe gesucht. Auch der nächste Tag bringt nichts Neues. Begleitet vom Sturm Lorenzo fahren wir südwärts. Das Wetter lädt ganz und gar nicht zum verweilen ein. Rockanje scheint eine gute Endstation für heute zu sein. Ein Besuch im Dorf bestätigt unsere Wahl. Wie überall in den Niederlanden ist auch hier der Dorfkern gemütlich und überschaubar. Die kleinen, gepflegten Häuser stehen in den noch mehr gepflegten, grosszügigen Gärten. Die engen Strassen sind gepflastert und es herrscht kaum Verkehr. Im Supermarkt, dem einzigen Laden, welcher um 17.30 Uhr noch geöffnet ist, finden wir die feinsten Spezialitäten. Eingedeckt mit hauseigenen Spekulatius, spekulatiusähnlichen „Biberfladen“ und sonstigem Bedarf kehren wir zu unserer Morla zurück. Und das trockenen Fusses!

Brügge ist unsere nächste Station. Auf der Fahrt zu der alten belgischen Stadt sind immer wieder ganze Herden von enorm dicken Schafen zu sehen. Auch müssen wir einige Strecken Wasser passieren. Einmal geht es durch einen Tunnel, vor der Einfahrt kann man die Schiffe darüberfahren sehen, und einmal geht es über eine sechs kilometerlange Brücke, wobei wir vom Wind fast mitgerissen werden.

Brügge, einst Handelsmetropole von Europa, schon früh wurde hier mit der Textilindustrie Fernhandel betrieben, steht bis heute noch sehr gut erhalten da. Weder Kriege noch Brände haben die Stadt je zerstört. Im Jahr 2000 wurde der mittelalterliche Stadtkern zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt. Zu den Sehenswürdigkeiten gehört sicher die Heilig-Blut-Basilika. Hier soll eine Ampulle mit dem Blut Christi aufbewahrt werden. Jedes Jahr findet eine grosse Prozession statt zu welche viele katholische Gläubige kommen, um dieses Relikt zu verehren. Weiter ist es ein Muss, den von alten Gebäuden umgebenen Marktplatz zu besuchen. Das Biermuseum darf in Belgien auf keinen Fall fehlen, denn Bier, Pommes und Schokolade sind hier bekannte Spezialitäten. Durchzogen von grossen und kleinen Kanälen kann Brügge auch mit dem Boot besucht werden. Wenn man das alles so liest, scheint die Stadt sich für einen Besuch zu lohnen. Doch steht man schliesslich mittendrin, so ist es überwältigend. Es stellt sich das Gefühl ein, mitten im Mittelalter zu stehen. Es fehlt wohl nur noch der damalige „Geruch“ und die unendlich vielen Menschen hier scheinen nicht richtig gekleidet zu sein. Fasziniert spazieren wir stundenlang durch die Stadt. Dabei widmen wir uns nach und nach den belgischen Genüssen. Die Pommes, für welche wir auf dem Marktplatz lange anstehen müssen, sind ausgezeichnet. Schokolade braucht man nicht lange zu suchen, denn es reiht sich praktisch ein Chocolatier an den andern. Auch das Bier ist kein Problem. Viele Restaurants bieten die speziellen Biere wie Leffe, Devel oder Grimbergen an. Wir stellen fest, dass es auch noch andere gute Dinge zu finden gibt. So entdecken wir etwa eine „Pepernotenfabriek“. Natürlich können wir uns darunter nichts vorstellen, also müssen wir hinein. Pepernoten sind kleine, gebackene Pfeffernüsse, überzogen mit den feinsten Glasuren, wird probiert und gekauft! Waffeln muss man hier auch essen. Leider ist unsere erste so übel, dass wir eine Zweite brauchen. Schon vieeel besser ?!

So vergeht die Zeit im Fluge und wir sitzen schon wieder an der Bushaltestelle, um den Heimweg anzutreten. Das Wetter verhält sich super, ohne einen Tropfen Regen überstehen wir den ganzen Tag…

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