Brüssel

Die Hauptstadt Belgiens und Europas hat anscheinend so einiges zu bieten. So bringt uns der Bus am Montag, nach einem verregneten Sonntag, trocken nach Brüssel. Fast eine Stunde lang fahren wir durch die trostlose Gegend der Agglomeration. Alles erscheint einem ungepflegt und irgendwie schmuddelig. Am Nordbahnhof angekommen, müssen wir uns erst einmal in der grossen Stadt orientieren. Gar nicht so einfach… doch schon bald kann unser Marathon beginnen. Zuerst gelangen wir in die „Bahnhofstrasse“. Zu beiden Seiten reihen sich die bekannten Shoppingläden aneinander. Die breite Fussgängerzone bricht an so manchen Stellen auseinander und man muss stetes darauf achten wohin man den nächsten Fuss setzt. Immer wieder sehen wir dicke Betonprellböcke, welche eine Durchfahrt mit jeglichem Fahrzeug verunmöglicht. So soll wohl ein weiteres Unglück, wie jenes vor einiger Zeit, als ein Amokfahrer in der Fussgängerzone etliche Menschen in den Tod riss, vermieden werden.

Im alten Viertel angekommen, sind die Strassen mit Pflastersteinen belegt. Es ist gepflegt und sauber in diesem Stadtteil. Ist man in Brüssel wohnhaft, so braucht man definitiv nie Schokolade zu kaufen. Die Shops mit der süssen Verführung sind kaum zählbar und überall werden die Leckereien zum probieren angeboten. Wir sind nahe an einem Zuckerschock?. Doch fleissig trainieren wir die Kalorien wieder ab, denn unser Fussmarsch führt uns nun zum grossen Platz. Überwältigt von diesem Anblick halten wir erst einmal inne und lassen die enorme Pracht wirken. Bis zu seiner Zerstörung 1695 war der Platz eine bunte Mischung der Stile des 15. bis 17. Jahrhunderts, die rasche Neubebauung in den folgenden Jahren gab ihm seine geschlossene barocke Fassadenfront. So kann man heute das Rathaus, sowie mehrere Zunfthäuser bewundern. Prunkvolle Baukunst, gemischt mit Gold sind rundum im Überfluss zu sehen.

Nach einer Kaffeepause geht es weiter in Richtung Magritte-Museum, denn diese Ausstellung wollen wir uns ansehen. Das Museum ist das zweite Magritte-Museum im Grossraum Brüssel und beherbergt die grösste Sammlung von Werken des Künstlers weltweit. Auf unserem Weg in diese Richtung entdecken wir ein Schlumpfmuseum. Wie cool ist denn das! Der Schlumpf wurde 1958 von Peyo ins Leben gerufen. Er zeichnete diese Comicfiguren als Nebenfiguren für den damals bekannten Comic „Johan et Pirlouit“.

Übrigens ist Brüssel eine zweisprachige Stadt. Alles ist in Französisch und Niederländisch angeschrieben.

Endlich beim Museum angelangt und sogar die Kasse gefunden, sehen wir uns die etwa 200 Werke, welche auf vier Stockwerken verteilt sind, an. Leider sind nur wenige seiner besten Bilder zu sehen, aber egal, es ist trotzdem sehr interessant.

Als nächstes steht das europäische Parlament auf dem Programm. Ein gutes Stück Weg liegt vor uns. Aber es lohnt sich allemal, diesen Weg zu gehen. Seit der Gründung des Parlaments 1952 wurden seine Kompetenzen bei der EU-Rechtsetzung mehrmals deutlich erweitert. Auch in Bezug auf die Bildung der Exekutive, also die Wahl der Europäischen Kommission, wurden die Rechte des Parlaments schrittweise ausgebaut. Allem Anschein nach sind auch die Bauten in welchen hier regiert wird, ständig erweitert. Faszinierende Gebäude gigantischer Grösse, vorwiegend aus Glas, sind zu sehen so weit das Auge reicht. Kostenfrei und in den 24 Amtssprachen der europäischen Union kann man hier das Parlamentarium erleben. Wir begnügen uns mit dem durchwandern des Geländes…

Nun ist wieder einmal eine kleine Rast angesagt. In der Königsgalerie genehmigen wir uns den wohlverdienten Kaffee. Das 213 Meter lange Bauwerk besteht aus einem langen Gang mit zwei oberen Stockwerken unter einem leicht gebogenen Glasdach in einem gusseisernen Rahmen. In der Passage trennen kunstvolle Pfeiler die Schaufenster einzelner Läden. Auch hier ist Schokolade in Hülle und Fülle und in allen denkbaren Variationen zu finden.

Der Tag ist schon ziemlich fortgeschritten und wir wollen ja auch noch das Wahrzeichen Brüssels besichtigen. Um zum Atomium zu gelangen nehmen wir nun doch die Metro, denn ein Fussmarsch bis ans andere Ende der Stadt ist auch für uns zu weit. Das für die EXPO 58 errichtete, 102 Meter hohe Bauwerk bietet im Abendlicht einen fantastischen Anblick. Das Atomium stellt eine, aus neun Atomen bestehende, 165 milliardenfach vergrösserte, kubische Zelle eines Kristallmodells des Eisens dar. Die Konstruktion ist 1200 Tonnen schwer und wurde als Symbol für das Atomzeitalter und die friedliche Nutzung der Kernenergie errichtet. Die Kugeln von 18 Meter Durchmesser sind sehr eindrücklich, wenn man so direkt daruntersteht.

Ein letzter Marsch bringt uns zur Busstation wo wir müde und mit schon fast wunden Füssen auf unseren Bus warten. Der Heimweg gestaltet sich unerwartet interessant. Im überfüllten Bus sitzen wir einem älteren Herrn gegenüber. Er entpuppt sich als Opernsänger welcher vier Jahre lang in Bern gelebt hat. Ein interessantes Gespräch beendet so unseren Brüssel Ausflug, welchen wir tatsächlich ohne einen Tropfen Regen überstanden haben. – Kaum zu Hause, beginnt es wieder zu regnen…