Gibb River Road

Gibb River Road

11.-12.9.23, Gregory, Victoria River Roadhouse

Es ist am Morgen angenehm kühl und wir decken uns noch mit genügend Wasser und bezahlbarem Diesel ein bevor die Wüstengegend kommt. Auf den nächsten 200 Kilometern wird die Landschaft immer karger und die bizarren, roten Felsformationen sind zu sehen. Wir sind im Gregory Nationalpark wo wir bei 41° ankommen und beim Roadhouse übernachten.

12.-14.9.23, Kununurra

Wir geniessen die Fahrt durch die rote Landschaft und freuen uns an den ersten Baobabs die zu sehen sind. Hier in den Kimberley hat auch der Verkehr deutlich abgenommen. Die Hügelzüge sind mit einem roten Felsband geschmückt und so langgezogen, dass man sie auch die chinesische Mauer nennt. Wir sind an der Grenze vom Northern Territory und kommen nun nach Western Australia. Wir müssen anhalten und es wird alles frische Obst und Gemüse konfisziert. Damit wollen die Behörden verhindern, dass Schädlinge eingeführt werden. Sogar den Honig muss ich abgeben, was mir im Herzen weh tut. In Kununurra suchen wir uns einen schattigen Platz am See, wo wir durch die Zeitumstellung, wir haben 1,5 Stunden gewonnen, nun genügend Zeit haben uns auszuruhen. Ein blauer Kookaburra besucht uns. Als es um 17.20 Uhr eindunkelt, können wir tausende von Flughunden, beim Ankommen beobachten. Sie suchen sich nun überall ihre Fressplätze für die Nacht aus. Durch die Zeitverschiebung erwachen wir schon um fünf Uhr. Das lässt uns nun schön Zeit für die Vorbereitungen, um die Gibb River Road zu durchfahren. So erstehen wir im Infocenter eine gute Strassenkarte und erhalten die Adresse, wo es einen Nationalparkpass gibt, welcher für den Besuch der Schluchten notwendig ist. Um zehn Uhr ist es schon so heiss, dass man eigentlich gar nicht mehr draussen sein will. Ein Besuch im Art Center beschert uns Abkühlung und erstmals Kunst die sich von allem bisherigen abhebt. Unser Souvenir finden wir hier sogar. Als wir im Coles einkaufen, sind so viele Schweizer zu sehen wie noch nirgends sonst. Am Geldautomaten stehen die Aborigines Schlange, um ihr Tagesgehalt abzuholen und gleich danach im Bottle Shop umzusetzen. Die Polizei umrundet den Laden stets mit ihrem Kastenwagen, um allfällige Betrunkene gleich mitzunehmen. Wir sind nun bereit fürs grosse Abenteuer „Gibb River Road“!

14.-15.9.23, Home Valley Station, Gibb River Road

Von den Vögeln geweckt, sind wir früh wach und auch bald abfahrbereit. Nach 45 Kilometern kommt der Abzweiger für die berühmte Strasse. Die ersten paar Kilometer sind noch geteert und der Abstecher zur Emma Gorge lässt uns erahnen was auf uns zu kommen wird. Beim Schild „Gravel Road“ wird angehalten und erst einmal der Reifendruck um 40% gesenkt . So fährt es sich auf der unebenen Strasse etwas weicher. Die erste Flussüberquerung steht an. Da es schon lange nicht mehr geregnet hat, führt der Fluss nicht so viel Wasser und ist mühelos zu durchfahren. Die Strasse ist in einem äusserst schlechten Zustand und nur mit 20-40 kmh zu befahren. Am Ziel angekommen, finden wir einen schönen Campingplatz mit vielen schattigen Plätzen vor und während wir Schach spielen, fahren die hier arbeitenden Aborigines mit einem Wassertank über die Strassen, welche sie gegen den Staub besprühen. Einer der Arbeiter steigt aus, um uns kurz zuzusehen und erklärt, dass er ebenfalls Schach spiele. Es ist schön, auch einmal zu sehen, dass es integrierte Natives gibt. Da es auf diesem Platz ein Restaurant gibt, gönnen wir uns etwas Kühles zu Trinken und bestellen ein Schweppes. Zwei Büchsen werden auf die Theke gestellt und kosten 25 Dollar. Es haut uns fast um. Beim genauen Betrachten sehen wir später, dass dies Alcopops sind und beschweren uns bei der Bedienung. Sie entschuldigt sich und bringt noch zwei alkoholfreie Getränke zur Wiedergutmachung. Während wir nun gemütlich die kühlen Getränke geniessen, stürmt ein Mann herein und meint, dass draussen eine Schlange sei. Daraufhin erscheint sofort ein Schlangenfänger mit Haken und Sack um die „Great Black Whipsnake“, eine der giftigsten Schlangen hier, einzufangen. Sie ist gerade dabei einen Frosch zu verspeisen. Ab sofort möchte Albi nicht mehr kochen, wenn es dunkel ist. Die Bremsen ärgern uns unglaublich und werden beim eindunkeln von Mücken abgelöst. Beim abendlichen Kaffee raschelt es im Laub und ein Stier trottet über den Platz. Da wir seit dem gestrigen Einkauf im Besitz eines kleinen Ventilators sind, ist es bald angenehm kühl im Auto und es lässt sich gut schlafen.

15.-16.9.23, Ellenbrae, Gibb River Road

Um 7.00 Uhr sind wir schon wieder auf der Strasse und es ist kuschelig warm. Die holprige Strasse bietet heute nicht sehr viel Abwechslung, ausser einem Auto am Strassenrand mit unserem Kompressor auszuhelfen. Er hat einen defekten Pneu und sein Kompressor ist auch noch ausgestiegen. Da das Fahren anspruchsvoll ist und man immer sehr konzentriert sein muss, ist es gerade egal, wenn es nicht all zu viel zu sehen gibt. Bei der Ellenbrae Station angekommen müssen wir natürlich zuerst einmal einen Scone versuchen, denn dafür ist diese Station bekannt. Er schmeckt tatsächlich sehr gut. Die Station bietet Buschbäder an. Man kann eine Badewanne mieten und in einem Freiluftbadezimmer ein Vollbad geniessen. Wir begnügen uns mit der Freiluftdusche und dem Wasserloch, welches zum Schwimmen einlädt. Ausser den unendlich vielen Bremsen, Horse flies in Englisch, ist es hier wunderschön.

16.-17.9.23, Manning Gorge, Gibb River Road

Heute ist die Strasse in einem super Zustand. Bald wird uns klar warum. Vor uns fährt der „Grader“. Eine Strassenmaschine, welche die buckligen Stellen einfach wegrasiert. Danach fühlt sich das Fahren an, als schwebe man über einen Samtteppich. Wieder eine kleine Flussdurchquerung, ein Halt auf einem Platz mit einem grossen Warnschild vor Giftködern und ein Besuch der Gibb River Station sind unser Tagesprogramm. Die Station ist in der Mitte der Gibb River Road und wir erhoffen uns einen Kaffee. Doch antreffen tun wir ein altes Ehepaar, welches einen Laden mit dem Allernotwendigsten betreibt und uns vom Leben hier draussen ein wenig berichtet. Bei den wenigen Bildern, welche sie ebenfalls hier anbieten, ist eines dabei das uns sehr gut gefällt. Es ist jedoch zu gross, um es einfach mitzunehmen. So setzen wir unsere Fahrt bis zum Mount Barnett Roadhouse fort. Hier bekommen wir dann auch den verdienten Kaffee sowie ein Mückenmittel ohne Gift, welches hoffentlich ebenfalls gegen die nervigen Bremsen hilft. Im Roadhouse buchen wir auch gleich den Campingplatz und den Eintritt in die Manning Gorge. Da die Schulferien hier begonnen haben ist der Platz ziemlich voll. Familien mit Kindern sind nun überall anzutreffen. Bei einem Rundgang über den grossen Platz treffen wir auf zwei riesige Boabs, wie die Baobabs hier genannt werden. Auch stellen wir fest, dass man für den Besuch der die Gorge, erst einmal den Fluss durchschwimmen muss. Ein halbes Fass ist am Ufer festgebunden. Damit sind Schuhe und Rucksack trocken ans andere Ufer zu bringen. Wir entscheiden uns, dieses Abenteuer am nächsten Morgen um sechs Uhr zu starten. Unser Insektenmittel wirkt Wunder. Den Rest des Tages können wir ungestört geniessen. Neben dem Auto grast ein Stier und die Raben krächzen rundum. Am nächsten Morgen stehen wir, wie geplant, um halb sechs auf. Mit einem Rucksack voller Wasser, Fotoapparat, Wanderschuhen und Proviant ausgerüstet gehen wir zum Fluss. Da es noch recht kühl ist, fühlt sich das Wasser angenehm warm an. Leider liegt das Fassboot am andern Ufer und muss nun erst einmal hergeholt werden. Das heisst, rüber schwimmen, Fass holen, beladen und mit dem Fass zum andern Ufer schwimmen. Geschafft! Nun können wir uns trockene Kleider anziehen und losmarschieren. Als erstes verlaufen wir uns einmal. Die Markierungen sind nur sehr schwer zu finden. Zusammen mit einem anderen Ehepaar schaffen wir dann doch noch den Einstieg in die Felsen, wo die weissen Punkte nun überall ersichtlich sind. Nach etwa einer Stunde über Stock und Stein kommt der Wasserfall in Sicht. Schweissgebadet überwinden wir die letzten Kletteraktionen bis zum grossen Wasserbecken, wo schon ein paar Besucher am Baden sind. Wir verpflegen uns und geniessen den Anblick der Felsen und der wilden Landschaft. Auf dem Rückweg kommen uns viele Familien entgegen. Diese beneiden wir nicht, denn wir sind froh, nicht noch später in der grössten Hitze zurücklaufen zu müssen. Wieder am Fluss angelangt haben wir das Glück, dass das Boot schon auf unserer Seite ist und schwimmen wieder ans andere Ufer. Nach einer ausgiebigen Dusche gibt’s Frühstück, danach geht unsere Reise weiter. Beim Roadhouse noch ein wenig vom teuersten Diesel aller Zeiten (2.95 pro Liter) und steuern unserem nächsten Ziel, Imintji, zu. Diese Ecke enttäuscht uns sehr. Es ist unglaublich staubig, gibt kaum Schatten und der Store ist eigentlich leer. Eine Aboriginedame sitzt an einer Kasse und wartet darauf, dass jemand kommt der zwei von den drei Gingerbeer kauft, was wir gerade tun. Diese trinken wir im Halbschatten neben einem brummenden Generator, bevor es weiter zum Abzweiger zur Bell Gorge geht. Auf dieser Strasse machen wir aber nach ein paar hundert Metern wieder kehrt. Der Zustand ist so schlimm, dass man einfach keine 30 Kilometer darauf fahren will. Im schlimmsten Fall müssen wir nun bis Derby durchfahren. Der Campingplatz bei der Windjana Gorge ist zur Zeit geschlossen. Ein Unwetter Anfang dieses Jahres hat alles verwüstet. Aborigine Gebiet beginnt und die Strasse wird von einem Moment auf den andern schlechter. Ein paar wunderschöne Felsformationen ziehen an uns vorbei. Es gibt jedoch keinen Ort, wo man einmal anhalten könnte, geschweige denn einen Trail um etwas herumzugehen. Kurz vor dem Abzweiger zur Windjana Gorge gibt es dann aber einen Platz, auf dem Übernachten erlaubt ist, was wir natürlich auch tun. Ein Schwarm von ungefähr hundert weissen Kakadus fliegt mit ohrenbetäubendem Gekreische über uns hinweg und in der Dämmerung hüpft ein Känguru über den Platz.

18.9.23, Broome

Früh am Morgen fahren wir die 20 Kilometer Wellblechpiste bis zum Eingang in die Gorge. Immer wieder hüpft ein Känguru über die Strasse, sodass wir froh sind, nicht schneller fahren zu können. Der Parkplatz am Ziel ist leer. Der Fluss führt fast kein Wasser mehr, was eine ganze Herde Kängurus dazu veranlasst, sich in der morgendlichen Kühle hier zu vergnügen. Im Schatten der über 100 Meter hohen Felswände spazieren wir den sandigen Weg durch die Schlucht. Der 3,5 Kilometer lange Trail endet nach ungefähr einem Kilometer mit einem Schild, dass es nun nicht mehr weiter geht. Das Unwetter hat auch den Weg verwüstet und es ist kein Durchkommen mehr möglich. Wir haben jedoch auch auf dem kurzen Stück die Morgenstimmung der Schlucht als erste Besucher genossen. Auf dem Rückweg kommen uns weitere Leute entgegen. Der letzte Abschnitt der legendären Strasse beginnt. Sie ist nun wieder geteert und wir müssen mit dem Kompressor die Reifen pumpen. In Derby, dem Ende der Gibb River Road angekommen, wo eigentlich zwei Nächte Regeneration geplant sind, stellen wir fest, dass dieser Ort dafür nicht geschaffen ist. Die Minenstadt, es werden Zink, Kupfer und Silber abgebaut, eine Diamantmine soll es hier ebenfalls geben und irgendwo soll auch noch Öl gefördert werden, ist sehr heruntergekommen. Nicht einmal ein Café gibt es mehr. In einer Bäckerei erstehen wir einen kleinen Imbiss, welchen wir in „Garten“ eines ehemaligen Cafés essen. Gleich daneben öffnet in diesem Moment der Bottle Shop, wo sich die hiesigen Aborigines mit dem täglichen Alkohol eindecken. Wir fahren die 200 Kilometer bis Broome weiter. Somit ist unser Abenteuer „Gibb River Road“ abgeschlossen und wir um einige Erfahrungen reicher. [diese Strasse wurde 1960 für den Rindertransport nach Derby gebaut und führte nur bis Gibb River. Genannt wurde sie „Beef Road“. 1966 erweiterte man sie bis nach Kununurra, sodass sie nun eine länge von 660 Kilometern hat und vor allem von touristischen Abenteurern genutzt wird, welche Freude an Schluchten und an Dirtroads haben]

Top End of Australia

2.-4.9.23, Mataranka

Es ist 7.30 Uhr und wir sind, verpflegt mit Spiegelei und Toast (anderes Brot gibt es hier nicht), auf der Strasse. Die fast 500 Kilometer Fahrt bieten uns heute nichts Spektakuläres. Die endlosen Termitenhügel veranlassen mich, mir die Frage zu stellen, was denn bei einem Waldbrand mit diesen passiert. Die Nachforschung ergibt, dass gar nichts passiert. Die Bewohner verziehen sich einfach in ihre unterirdischen Gänge und warten bis es oben wieder abkühlt. Denn der oberirdische Bau dient lediglich zur Belüftung des Baus, welcher mehreren tausend Termiten ein Zuhause bietet. Der sichtbare Teil ist steinhart und kann mehrere tausend Jahre alt werden. Somit ist dann auch diese Frage geklärt. Tanken bei einem Roadhouse, ein Kaffee liegt nicht drin, denn es ist alles unglaublich schmutzig. Es ist für uns unverständlich, wie die Aborigines so leben können… Zwei kleine Wirbelwinde sind etwas Abwechslung. Einer von ihnen zieht eine Aschenwolke hinter sich her, was recht kurios aussieht. Nach zwei weiteren Stopps, einem davon in Lariimah, einem Pink Panther Roadhouse, wo es ein kühlendes Eis gibt, sind wir am Ziel. Mataranka ist bekannt für seine Hot Springs und auch ein etwas grösserer Ort. Natürlich genehmigen wir uns ein Bad! Auf dem Retourweg werden wir von einem entgegen kommenden Autofahrer vor einer Brown Snake gewarnt, welche gerade die Strasse überquert hat. Sie ist eine der giftigsten Schlangen in diesem Land. Von da an gehen wir in der Mitte der Strasse.

4.-5.9.23, Kathrine

Hier kaufen wir grosszügig ein. Es sind ein paar Tage im Kakadu Nationalpark geplant. Albi möchte gerne Bier kaufen. Der Bottle Shop öffnet um 14.00 Uhr, was noch gute drei Stunden dauert. Diese Zeit nutzen wir für einen Besuch des nahen Nitmiluk Nationalparks. Im Visitor Center, welches eine grosse Terrasse zum Fluss hat, gibt es hunderte von Flughunden, an Bäumen hängend, zu sehen. Im Hintergrund fliegt gerade ein Schwarm schwarzer Kakadus durch. Mit Sonnencreme eingestrichen und mit Wasser bepackt machen wir uns auf den Weg zum Aussichtspunkt, was bei diesen Temperaturen und bergauf sehr anstrengend ist. Doch oben angekommen, geniessen wir die Aussicht und das kleine Lüftchen, welches hier zu spüren ist. Alles erstrahlt in sattem Grün, ein wunderschöner Anblick nach der öden, trockenen Landschaft. Danach geht’s Bier kaufen. Im Shop steht ein Polizist am Eingang der einen Ausweis sehen möchte. Weiter will er wissen, wo wir übernachten. Erst jetzt dürfen wir den Laden betreten. Mit einem 6er Pack Bier geht es nun zur Kasse. Hier wird abermals nach einem Ausweis verlangt, welcher eingescannt wird. Nun dürfen wir bezahlen und mit dem Bier den Shop verlassen. Dieses Vorgehen wird verständlich, wenn man erst einmal die Aborigines vor den Einkaufscentren gesehen hat. Alte und junge Männer, Frauen mit kleinen Kindern, sie lungern den lieben langen Tag hier herum und wissen nichts mit sich anzufangen, ein wahrlich trauriges Bild. Nach einer Dusche am Abend schwitzt es einfach weiter…

5.-6.9.23, Kakadu NP, Mardukal

Als wir am Morgen ins Auto steigen hat die Windschutzscheibe einen Sprung der hier unmöglich zu reparieren ist. Nach einem Telefonat mit der Autovermietung ist klar, dass die Reparatur in Darwin erfolgt. Dazu müssen wir jedoch am Freitagmorgen dort sein. Im Kakadu angekommen, stellen wir fest, dass auch hier alles trocken und am Sterben ist. Seit acht Monaten hat es hier nicht mehr geregnet. Die Flut ist dieses Jahr ausgeblieben. Die Wasserfälle sind trocken und die Bäche leer. Die Vögel sind zum grossen Teil weitergezogen oder gestorben. Campingplätze im Park sind geschlossen, oder einfach trostlos und verlassen. Als es gegen Abend nicht mehr ganz so brütend heiss ist, spazieren wir zu Fluss. Eigentlich ist dies ein Vogelbeobachtungsplatz, doch auch hier herrscht absolute Ruhe. Nur ein Dingo, welcher gerade ein Wallaby jagt, treffen wir auf dem Rückweg an. Abends erhalten wir Besuch von einem Schwarm weisser Kakadus und etlichen Tauben. Als diese weiterziehen bleiben uns nur noch die lästigen, kleinen Fliegen.

6.-7.9.23, Kakadu NP, Coinda

Als am nächsten Morgen tatsächlich der von mir gewünschte blaue Kookaburra auf einem Baum vor unserem Auto sitzt, ist die Welt wieder in Ordnung. Albi packt sein Geburtstagspäckli aus und der Dingo von gestern Abend stiehlt unser Toastbrot. Danach packen wir unsere sieben Sachen und fahren weiter. Ein Besuch bei einem Aboriginekünstler ist sehr interessant. Wir bekommen erklärt, wie ein Didgeridoo entsteht und erfahren, dass beim letzten Hochwasser die Bewohner auf die Hüttendächer flüchten mussten, um sich vor Krokodilen zu schützen nahmen sie dabei Gewehre und Sperre mit. Man kann sich einfach nicht vorstellen, dass hier das Wasser so hoch stehen kann. Für den Abend haben wir die Yellow River Flussfahrt gebucht. Eine zweistündige Fahrt mit einem Boot auf dem Fluss dessen Wasserstand auch nicht mehr so hoch ist wie er sein sollte, wir aber viele Krokodile zu sehen bekommen und als Abschluss einen gigantischen Sonnenuntergang erleben dürfen.

7.-9.9.23, Darwin

Der Ubirr Rock ist unser letzter Ausflug im Kakadu. Es ist für uns der schönste Ort des ganzen Parks. Ein Aussichtspunkt bietet einen gigantischen Ausblick auf bizarre Felsformationen und auf eine riesige, grüne Ebene. Der Aufstieg und das Schwitzen haben sich gelohnt. Danach bringt uns die einzige Strasse Darwin immer näher. Waldbrände bis an die Strasse verwüsten gerade das Land. Löschflugzeuge versuchen, angeleitet von Helikoptern, die Brände in Schach zu halten. In Darwin angekommen, geht es zuerst einmal zum Autovermieter, der das Schloss am Reservekanister knackt. Wir müssen nun ein neues besorgen… Für 65.- A$, der teuerste Platz bisher, stellen wir uns auf den Campingplatz und fahren mit dem Bus in die Stadt, wo wir japanisch essen gehen. Noch nirgendwo haben wir so viel Aborigine-Elend gesehen wie hier. Man kann es nicht beschreiben, man muss es sehen, erleben und riechen. Es ist in der Tat unfassbar und absolut nicht nachvollziehbar, was die Menschen hier aus sich machen. Man könnte einfach losheulen… Wir steigen in den Bus, welcher noch fast leer ist. Draussen hören wir lautes Schimpfen, lallen und grölen. Wankend besteigen die ersten Aborigines den Bus. Der Chauffeur sitzt hinter einem Gitter und kassiert den Fahrpreis ein. Die nächsten Natives werden buchstäblich in den Bus hineingeschoben. Ohrenbetäubender Lärm herrscht nun im Bus und ein unangenehmer Duft verbreitet sich langsam. Zwei Securitis  besteigen das Fahrzeug und weisen die Betrunkenen an, nun still zu sein, ansonsten müssten sie wieder aussteigen. Der Lärmpegel senkt sich leicht und die Securitis steigen wieder aus. Noch ein letzter wankt durch die Tür und setzt sich vor uns hin. Er scheint recht aggressiv zu sein und man möchte eigentlich nicht allein als Frau Bus fahren müssen. Der Fahrer schliesst die Tür, bevor die letzten einsteigen können und fährt los. An der nächsten Haltestelle gesellen sich noch ein paar dazu, bevor die meisten dann aussteigen und es wieder ruhiger wird. Nur der Geruch hat sich festgesetzt…

Um 7.30 Uhr am nächsten Morgen klingelt der Wecker. Um 8.00 Uhr steht unser Auto in der Werkstatt. Um 14.00 Uhr soll die Windschutzscheibe spätestens ersetzt sein. Wir fahren mit dem Bus in die Stadt, wo am Meer erst einmal Kaffee getrunken und die Kühle des Morgens genossen wird – sie hält allerdings nicht sehr lange an. Den restlichen Tag verbringen wir mit Kunst begutachten, Frühstücken, Graffitis suchen und fotografieren und kühles Gingerbeer trinken. Danach ist die Scheibe ersetzt und wir verrichten, zurück auf dem Platz, Hausarbeit wie waschen, oh, das ist schon alles😊. [Darwin, die Hauptstadt des Northern Territory, ist die nördlichste und feuchteste Stadt Australiens. (da hilft auch duschen nichts mehr…) Ihren Namen erhielt sie 1911, zu Ehren von Charles Darwin, welcher Palmerston, so hiess die Stadt davor, per Schiff besucht hat. Palmerston war ehemals eine Goldgräberstadt welche 1886 mit 250 Einwohnern gegründet wurde. Mittlerweile sind es gegen 150000 Einwohner]

9.-10.9.23, Tumbling Waters

Gemütlich kaufen wir im Woolworth ein. So entkommen wir für einige Zeit der Hitze und Feuchtigkeit. Ein Besuch im Smokermarkt lässt mich zum Schluss kommen, dass man hier besser mit Rauchen aufhören sollte. Für ein Paket Camel blue mit 25 Zigaretten bezahlt man hier 60.- A$, das sind umgerechnet CHF 36.-! erstaunlicherweise rauchen hier aber trotzdem sehr viele Leute. Nach einem Kaffee geht unsere Fahrt weiter nach Tumbling Waters. Dies ist der Ausgangspunkt für die morgige Fahrt durch den Lichfield Nationalpark. Auf einem Rundgang durch den Campingplatz stellen wir fest, dass es hier sehr schön und interessant ist. Bei einem Schmetterlingspavillon können wir tatsächlich ein paar schöne Schmetterlinge sehen. Nachfolgend treffen wir auf einen Pool. Hier herrscht reges Treiben. Vor allem geniessen die Kinder das kühlende Nass. Beim Krokodilgehege sonnt sich gerade ein Exemplar, während ein Zweites im Wasser auf Futter wartet. Nahe beim Restaurant entdecken wir dann auch noch ein Freiluftkino, wo wir uns am Abend den Trickfilm „Sing“ ansehen, was mindestens mir etliche Mückenstiche einbringt.

10.-11.9.23, Kathrine

Im Lichfield NP angekommen, sehen wir sehr schnell, dass auch hier die monatelange Trockenheit ihre Spuren hinterlassen hat. Und gerade hier sind doch die Highlights des Parks Wasserfälle mit grossen Becken darunter zum Schwimmen. Wir sehen uns einen Wasserfall mit Wasser an, die andern sind gar nicht für den Besuch geöffnet. Einige erfordern eine kilometerlange Wanderung, was aber heute bei 38° überhaupt nicht drin liegt. So schliessen wir die Fahrt durch den Park mit den „Magnetic Termit Mounds“ ab. Die Termitenbauten sind sehr eindrücklich, denn sie sind flach gebaut und alle gegen Norden ausgerichtet. Das hat zur Folge, dass es in den Bauten nicht allzu heiss werden kann. Ein Laufsteg lässt und einen Blick auf das unendlich grosse Feld, mit hunderten von Bauten werfen. Nachdem wir uns im Auto wieder abgekühlt haben, gibt es einen halt in Adelaide River, wo wir nach einem Eis „Jock the Croc“ bewundern. Er ist ein fünf Meter langes, sehr beeindruckendes Krokodil aus Boroloola dem man aber ganz sicher nicht in der Natur begegnen möchte. Abends stehen wir wieder auf dem Campingplatz in Kathrine, womit unsere Top End Rundfahrt abgeschlossen ist.

von Cairns ins Outback

23.-28.8.23, Cairns

Die Fahrt nach Cairns beschert uns abermals jede Menge Zuckerrohr. Mittlerweile geniessen wir dies seit fast 1000 Kilometern. Heute ab und zu durchmischt mit Bananenplantagen. Die stark verschmutzten Autoscheiben werden von einem kurzen, heftigen Regenschauer gewaschen. Da unser Campingplatz etwas ausserhalb der Stadt liegt, üben wir uns wieder einmal mit Busfahren. Die gut halbstündige Fahrt bringt uns ans stürmische Meer in Cairns. Bei einem Strandspaziergang entdecken wir einen grossen Badepool mit Sandstrand der kostenlos von allen benutzt werden kann. Rundherum ein grosser Park mit Gasgrill, Tischen und Bänken. Duschen und Toiletten stehen ebenfalls zur freien Verfügung. Unser Programm beinhaltet Besuche in Galerien mit speziellen Bildern der Aborigines, Trockenfleisch und sonstiges einzukaufen und eine längere Wartezeit auf den Bus, welcher uns wieder nach Hause bringt. Es ist schon dunkel als wir ankommen. Nach dem Nachtessen tätigen wir den Abwasch in der Campkitchen mit Livemusik. In der Nacht beginnt der vorhergesagte Regen, welcher sich auch noch in den nächsten Tag zieht. Da unsere Reise hier mit diesem Fahrzeug endet, müssen wir unser Hab und Gut verpacken und die schmutzige Wäsche waschen. Der Regen hat in der Zwischenzeit aufgehört, so dass wir nochmals in die Stadt gehen. Am Meer findet heute das Cairns-Festival statt. Auf einer grossen Wiese ist die Bühne aufgestellt, wo gerade eine gute Band ihren Auftritt hat. Als wir genug gehört haben, gehen wir den feinen Geschmäckern nach, um uns etwas zu Essen zu gönnen. Wir landen bei einem vietnamesischen Take away, bestellen zwei verschiedene Gerichte, sie sind tatsächlich beide fantastisch. Hier begegnet man immer wieder älteren indigenen Menschen, welche teilweise ein trauriges Bild abgeben. Am Sonntag wird früh das Auto fahrbereit gemacht, um den geplanten Besuch in Port Douglas zu realisieren. Die Fahrt dauert etwa eine Stunde und führt uns alles der Küste entlang. Zeitweise regnet es in Strömen. Die dicken, schwarzen Wolken über dem stürmischen Ozean geben eine eindrucksvolle, spektakuläre Stimmung ab. Das Glück ist auf unserer Seite, denn kaum sind wir in Port Douglas angekommen, hört der Regen auf und die Sonne beginnt durch die Wolken zu drücken. Ein Bummel durch die Einkaufspromenade, das Erkunden der legendären, und heute sehr stürmischen, Four Mile Beach, sowie der Besuch des grossen Sonntagsmarktes, wo man alles bekommt, was das Herz begehrt, füllen den Tag aus. Wieder zurück, beginnt unsere letzte Nacht in diesem Fahrzeug.

28.-29.8.23, Mount Surprise

Ziemlich genau um 9.00 Uhr stellen wir unser Fahrzeug bei Apollo ab und laden all unsere Habseligkeiten aus. Ich frage mich bereits, wie dies alles in unserem neuen Gefährt, einem Toyota Hilux mit aufgebauter Kabine, Platz finden soll. Doch erstaunlicherweise kann eigentlich alles recht gut verstaut werden. Da Albi heute der Fahrer ist -wir wechseln täglich ab- muss er als erster das Fahrzeug testen. Es geht in die Berge, eigentlich bessere Hügel, aber die Australier sind stets stolz auf ihre 450 Meter hohen „Berge“. In Millaa Millaa gibt es einen ersten Halt. Ein Café wäre nett, doch alles was wir ansteuern gibt es wohl seit einiger Zeit nicht mehr. Dieser kleine Ort, welcher sogar ein Museum hat, oder hatte, erlebte sicher schon bessere Zeiten. Schliesslich finden wir doch noch etwas, wo es einen Kaffee und eine kleine Zwischenverpflegung gibt. Es herrschen 16° C und man braucht tatsächlich eine Jacke. In Mount Surprise haben wir genug vom Fahren und steuern den dortigen Campingplatz an. Mount Surprise besteht nur aus diesem Platz. Erstmal wird nun alles richtig verstaut und ausprobiert. Dabei stellen wir fest, dass das Bett eine unglaublich harte Matratze hat, die Schlaffläche dafür sehr gross ist. Bald nisten wir uns darin ein. Im Waschraum steht geschrieben, dass man unbedingt immer die Türe schliessen soll, ansonsten kommen die Insekten rein, diese ziehen die Frösche an und wiederum diese die Schlangen. Als ich Nachts zur Toilette gehe, eine eigene besitzen wir in diesem Fahrzeug nicht mehr, treffe ich tatsächlich auf hübsche, neongrüne, flache Frösche, welche sich im Licht vor den Toiletten tummeln. Die Schlangen dazu bekomme ich zum Glück nicht zu Gesicht.

29.-30.8.23, Normanton

Früh am Morgen wird alles zusammengepackt, denn es liegen 400km vor uns. Zum Frühstück gibt es heute Kaffee und Bananenbrot. Ein erster Halt findet in Croydon statt. Der Ort mit 250 Einwohnern, der sich wegen seiner Vergangenheit als Goldgräberstadt auch heute noch als Stadt bezeichnet, ist die Endstation des ehemaligen Touristenzuges „Gulflander“. Er fährt heute noch, bringt aber nicht mehr sehr viele Menschen in diese Ortschaft. An der Tankstelle, welche gleichzeitig Supermarkt, Restaurant und Souvenirshop ist, genehmigen wir uns einen Kaffee und bestaunen das rege Treiben, welches hier herrscht. In Normanton angekommen, richten wir uns für die Nacht ein, kaufen das Nötigste und kühlen uns mit einem Bundaberg ab. Das Thermometer zeigt 32°, es ist heiss, staubig und alles unglaublich teuer. Wir sind nun halt eben im Outback. Abends springen die Kängurus über den Platz und ich werde fast von einem überrannt, während die untergehende Sonne einen feuerroten Horizont hinterlässt.

30.-31.8.23, Cloncurry

Auch heute brechen wir früh auf, denn es liegt abermals eine lange Strecke Outback vor uns. Wir müssen aufpassen, dass wir kein Känguru überfahren. Sie sitzen oft auf dem Grasstreifen am Strassenrand und meinen, dass wenn ein Fahrzeug kommt, sie über die Strasse rennen müssen. Wahrscheinlich sind es nicht die gescheitesten Tiere. Termitenhügel in jeder Form sind auch heute immer wieder zu sehen. Das Landschaftsbild ändert sich fortwährend. Von fast baumloser Savanne bis hin zu Eukalyptuswäldern ist alles zu sehen. Nach 150 Kilometern kommt ein Roadhouse in Sicht, wir machen einen Halt, der sich, wie es sich herausstellt, nicht lohnt. Vor dem Eingang steht ein Herr, welcher uns dringend empfiehlt, hier keinen Kaffee zu trinken, er habe seinen soeben entsorgt. Er wisse auch nicht, was er da bekommen habe, aber ganz sicher keinen Kaffee. So fahren wir unverrichteter Dinge weiter. Der Liter Diesel kostet übrigens 2.57 A$, einfach weil man halt so viel verlangen kann… nach weiteren hundert Kilometern halten wir am nächsten Roadhouse. Dieses macht schon einen sehr viel besseren Eindruck. Es bietet Plätze zum Übernachten an und wir entdecken sogar einen kleinen Pool. Unser Ziel ist jedoch nicht mehr weit und wir sehen zu, dass wir den Rest der Strecke hinter uns bringen. Cloncurry entpuppt sich als einen etwas grösseren Ort, wo wir einkaufen und volltanken können. Auf dem Camping bereiten wir, in einer einigermassen komfortablen Campingküche unser Abendessen zu. Es ist sehr windig, alles wird mit einem feinen, roten Staub bedeckt und es wimmelt von klitzekleinen Fliegen, welche es sich zum Ziel machen, einem zu ärgern. Heute sind wir eine Rekordstrecke von 45 Kilometern schnurgerader Strasse gefahren und legen uns nun müde aufs Bett.

31.8.-1.9.23, Camooweal

Noch selten ist es in der Nacht so laut gewesen. Irgendwelche Bagger vollführten einen Höllenlärm, ein Generator dröhnte ganz in der Nähe, Hunde bellten um die Wette und die Roadtrains donnerten mit lautem Getöse über die nahe Strasse. Mit einem Schluck Southern Comfort hat das Schlafen dann doch noch geklappt. Am Morgen ist es mit 13° C recht frisch und nach dem kurzen Frühstück hält uns hier nichts mehr. An der Tankstelle sollen die zwei Reservekanister noch mit Diesel gefüllt werden. Die Kanister stehen in einem Gestell und sind mit je einem Schloss gesichert. Leider müssen wir feststellen, dass wir nur im Besitz von einem Schlüssel sind. So wird eben nur ein Kanister gefüllt, was natürlich recht ärgerlich ist. In Mount Isa gibt es einen Halt. Es ist eine kleine Stadt. Den Grund dafür erkennen wir sehr bald, Mount Isa besitzt eine der weltweit grössten Mine. Kupfer, Zink und Silber wird im grossen Stil abgebaut. Nach einem weiteren Stück Outback richten wir uns in Camooweal ein und es dauert nicht lange, da stellt sich ein Schweizer Paar neben uns hin. Welch ein Zufall! Hier sind kaum deutschsprechende Leute anzutreffen und jetzt stehen Schweizer neben uns. Gemütlich verbringen wir zusammen den Abend. Dabei stellt sich heraus, dass Fredy schon zum 10. Mal in Australien weilt und uns viel Interessantes erzählen kann.

1.-2.9.23, Banka Banka

Es ist kalt in der Nacht. Bei 11° und viel Wind frühstücken wir erstmals im Auto. Die heutigen Highlights der siebenstündigen Fahrt durchs Outback des Northern Territory:

  • Topfebenes Grasland über die ersten 100 Kilometer
  • Während fast 600 Kilometern ist eine Tankstelle zu finden
  • Die erste Schlange, welche wir sehen, kriecht über die Strasse
  • Die erste Echse sonnt sich auf der Strasse
  • Waldbrände, einer wird gleich neben der Strasse gelöscht
  • Riesige Schwärme von mehreren hundert grünen Wellensittichen
  • 75 km schnurgerade Strasse, unser neuer Rekord
  • Erster Campingplatz ohne Netzverbindung
  • Die Erde wird immer roter und staubiger
  • Die Zeitzone hat sich um eine halbe Stunde verschoben

So stehen wir nun im Nirgendwo im Outback, pilgern abends auf den Hügel, um den Sonnenuntergang zu bestaunen, welcher sich zwischen den Rauchschwaden hindurchzwängt. Das Licht ist sensationell und gibt der bis zum Horizont reichenden Savanne einen orangen Schimmer. Glücklich, endlich im richtigen Australien angekommen zu sein lauschen wir den Roadtrains, die uns mit ihrem Dröhnen an startende Flugzeuge erinnert und aussehen, als seien sie riesige, beleuchtete Weihnachts-Coca Cola-Laster.

Normaler Ostküstenalltag

21.-22.8.2023, Billabong Sanctuary

Bald ist kein Zuckerrohr mehr zu sehen und wir glauben, es hinter uns zu haben. Eine steppenähnliche Landschaft tut sich auf. Zwischendurch sieht man Felder mit Gemüse, Tomaten und Mangoplantagen. Irgendwo fahren wir an einem grossen Flüchtlingszeltlager vorbei. Vor Bowen beginnt eine ellenlange Strecke mit „Roadwork“. Eine ganz spannende Sache in diesem Land. Zuerst kommt ein Bagger, welcher den obersten Belag grosszügig entfernt. Sei es eine alte Strasse, Waldboden oder Wiese, ganz egal. Diesem Vorgang folgt eine Planierungsmaschine, welche das Ganze nun ausebnet. Die Walze festigt nun den Untergrund. Je nachdem wird nun eine Schicht Kies, Sand oder Erde darauf verteilt was wiederum planiert und gewalzt wird. Danach wird ein fertiger Teppich aus einer teerähnlichen Masse aufgezogen, welcher danach mit einer dünnen Schicht Teer bedeckt wird – und fertig ist die neue Strasse. Nachdem wir etwa 100km gefahren sind, beginnt doch tatsächlich erneut Zuckerrohr die Strasse zu säumen. Überall sind hohe, qualmende Kamine zu sehen; die Zuckerdistillerien! Das Billabong Sanctuary entpuppt sich als Zoo mit einheimischen Tieren, wohl eher etwas für die Kleinsten… [ein Billabong ist übrigens ein Gewässer, wie beispielsweise einen versickernden Flussarm oder ein Wasserloch, das sich in der Regenzeit mit Wasser füllt und während der Trockenzeit mehr oder minder stark austrocknet.] Nach einem Bad im Whirlpool, einer Dusche und einem Nachtessen ist es auch schon wieder dunkel und wir werden uns erstmals so richtig bewusst, dass man von nun an wohl auf Schlangen und sonstiges Getier achten sollte.

22.-25.8.2023, Cardwell

 Weiter geht’s mit Zuckerrohr, aufgeforsteten Föhrenwäldern, Regenwald und toten Kängurus. In Ingham halten wir an, um einen Kaffee zu trinken. Ein trostloses Kaff im Nirgendwo. Es ist elf Uhr morgens und die Bar ist voll. Wenn man hier sein Leben lang wohnt, hat man wahrscheinlich nie etwas anderes als Zuckerrohr gesehen, denn erstaunlicherweise soll Ingham das Herz der Zuckerverarbeitung sein. Wir können jedoch nach dem, bisher teuersten Kaffee, weiterziehen. Cardwell liegt wieder am Meer. Obwohl es ebenfalls ein kleiner, verschlafener Ort ist, herrscht mehr Leben hier und es erscheint einem viel freundlicher. Ein Strandspaziergang zeigt uns erstmals eine Krokodilwarnung an. Eine Philippinin erzählt uns, dass wenn das Wasser klar ist, man hier Seekühe und Schildkröten sehen kann. Leider ist es jedoch heute sehr windig und das Meer trüb.

Steckbrief Seekuh:

Name: Seekuh / Englisch: Dugong
Klasse: Säugetiere, Größe: 3 – 5m, Gewicht: 500 – 1500kg, Alter: 30 – 60 Jahre
Aussehen: graue Haut, Nahrung: Algen, Seegras, Wasserpflanzen
ursprüngliche Herkunft: unbekannt, Schlaf-Wach-Rhythmus: tagaktiv
Lebensraum: in Ufernähe von Flüssen und Gewässern, tropisches Klima
natürliche Feinde: keine, Geschlechtsreife: tritt um das zehnte Lebensjahr ein
Paarungszeit: ganzjährig, Tragzeit: 12 – 14 Monate, Wurfgröße: 1 Jungtier

Auch am nächsten Tag haben wir wieder kein Glück, das Wasser ist genau so trüb wie gestern. So führt uns der Weg zum Aboriginal Art Center. Ein kleines Center, in welchem diverse Kunstgegenstände der hiesigen Aborigines Stämme verkauft werden, jedoch werden vorwiegend „Bagus“ angeboten, welche in verschiedenen Grössen aus Stein oder Holz angefertigt wurden. Der Bagu stellt einen freundlichen Mann dar, welcher die Geschichten der Vergangenheit der verschiedenen Stämme erzählt. Im Hinterhof treffen wir auf eine Gruppe Aborigines, die im Schreiben unterrichtet werden. So können sie später eventuell bei einer Telefongesellschaft Arbeit finden. Ein kleiner, gut klimatisierter Raum ist ein Museum, welches verschiedene Alltagsgegenstände der Buschmenschen zeigt. Nachdem wir das Nötigste im einzigen Laden von Cardwell eingekauft haben, setzten wir uns zu Hause in den Schatten und lauschen dem Durcheinander von Gezwitscher der vielen verschiedenen Vögel auf dem Baum bei unserem Auto. Beim Eindunkeln bemerken wir auf einmal, dass jede Menge Flughunde auf den blühenden Baum zusteuern und sich darauf niederlassen. Es ist faszinierend wie sie, zusammen mit den kleinen Fledermäusen durch die Luft schwirren. Beim späteren Nachforschen stellt sich heraus, dass es sich um schwarze Flughunde handelt. Mit einer Flügelspannweite bis zu einem Meter sind sie die grössten „Flying Foxes“ welche in Australien leben und sie sind Vegetarier. Auch an unserem letzten Tag in Cardwell ist es noch sehr windig und das Meer trüber denn je. Im Infocenter sammeln wir noch etwas Material über Cairns und sehen uns das in Lebensgrösse ausgestellte Krokodil an. Es ist 5,4 Meter lang und vielleicht ist es ja gut, ihm nicht begegnet zu sein. Nach einem Kaffee im Ort, bei einem Schweizer Bäcker, kehren wir wieder zurück und geniessen einfach den schönen Tag.

Nationalpark und Tourismus

14.-15.8.2023, Noosa Head

Nach 35 Kilometern hat Brisbane endlich ein Ende und wir sind wieder zurück auf dem Highway. Nach einer langen, öden Strecke gibt es einen Halt im verschlafenen Örtchen Eumundi. Hier finden wir diverse Cafés und einen Aborigine-Art-Shop, deren Inhaberin selbst die Bilder malt und uns die Symbolik von diversen Gemälden erklärt. Ist sehr interessant, jedoch sind die Bilder für uns nicht mit der nötigen Sorgfalt gefertigt. Am Ziel angelangt, stellen wir fest, dass die 22 km lange Cooloolabeach nur wenige Meter vom Campground entfernt ist. Es hat 23°, sanfte Wellen und blauer Himmel, genau richtig für einen ausgiebigen Strandspaziergang. Kurz vor Sonnenuntergang können wir eine Kängurufamilie aus nächster Nähe beim Grasen beobachten. Die Mutter hat sogar ein Baby im Beutel, welches ab und zu neugierig den Kopf herausstreckt. Die Männchen sind etwa zwei Meter gross, was schon ziemlich bedrohlich aussieht.

15.-16.8.2023, Bundaberg

Früh am Morgen sind wir für die Weiterreise bereit. Die Fähre bringt uns wieder zurück auf das Festland. Nach fast 300 km sind wir in Bundaberg. Mitten auf der Strecke wurden wir angehalten und Albi musste sich einem Alkoholtest unterziehen. Auf der heutigen Strecke haben sich Klima, sowie auch die Landschaft merklich verändert. Tagsüber ist es nun immer 30°, die Wälder verschwinden zusehends und die ersten Termitenhügel sind zu sehen. Ein Besuch der Bundaberg Ginger Bier Brauerei steht als nächstes auf unserer Liste. Die Brauerei ist ein, 1960 gegründetes Familienunternehmen, welches alkoholfreie Getränke herstellt und mit Gingerbeer bekannt wurde. Daneben wird dort aber auch der als „Bundy“ bekannte Rum produziert. Dieser wird allerdings von wirklichen Rum-Kennern nicht wirklich geschätzt. Mittlerweile exportieren sie die Produkte in 67 Länder. In der Showbrauerei können wir den dreitägigen Prozess der Herstellung ansehen und anschliessend all ihre Sorten kosten. Die sechs, welche uns am besten geschmeckt haben, dürfen wir danach mit nach Hause nehmen.

16.-17.8.2023, Rockhampton

Wieder sind wir früh auf der Strasse, denn weitere 300 km liegen vor uns. Erstmals liegen etliche tote Kängurus am Strassenrand. Das Land wird immer öder und viele abgebrannte Wälder sind zu sehen. Mitten auf der Strecke geht eine unserer Schubladen im Wohnraum auf. Als wir anhalten und sie wieder schliessen wollen, stellen wir fest, dass das nicht mehr möglich ist, denn die Schrauben sind ausgerissen. Zur Not hilft erst einmal ein Stück Klebstreifen welches um die Schraube gewickelt wird, was sogar hilft. In Rockhampton ist dann ein Besuch bei Bunnings (bei uns Hornbach) geplant, um einen Holzzement zu erstehen. Doch unser Navi führt uns irgendwo hin nur nicht zu Bunnings. So richten wir uns, unverrichteter Dinge, auf dem Camping häuslich ein. Nachdem wir es endlich geschafft haben, das alte Wasser abzulassen und den Tank mit Frischwasser zu füllen, versuche ich, auf dem Platz einen Holzleim oder etwas in der Art zu bekommen. Doch die Dame an der Reception schickt uns auch wieder zu Bunnings! Zumindest erklärt sie, wie wir dorthin kommen. Nun wird losmarschiert und die gut 2,5km eben zu Fuss zurückgelegt. Ich ärgere mich, weil wir nun bei brennender Sonne, der Strasse entlang, den Shop aufsuchen müssen – und das bei einem gemieteten Auto. Naja, das Gesuchte erhalten wir und gehen denselben Weg wieder zurück. Die Strasse führt uns an einem grossen Friedhof vorbei. Zu sehen sind lauter kleine, quadratische Felder, welche liebevoll mit Kunstblumen geschmückt sind. Es sieht irgendwie hübsch aus. Grabsteine gibt es keine, nur kleine Namenstafeln sind zu sehen. Nach einer erfrischenden Dusche und einem Znacht wird dann die Reparatur der Schublade vorgenommen. Sie hält nun wahrscheinlich bis in alle Ewigkeit…

17.-19.8.2023, Eungella NP

Am Morgen ist alles in einen dichten Nebel gehüllt, was das Mysterium „Regenwald ohne Regen“ erklärt. Wieder ist die Strasse von toten Kängurus gesäumt. Die kleinen Ortschaften sind nun nur noch staubige Roadhouses. Von den heute gefahrenen 400km sind gut 300km Zuckerrohrfelder. Mit kleinen Schmalspurbahnen wird das geerntete und geschredderte Zuckerrohr in vielen kleinen Waggons zu den jeweiligen Verarbeitungs- oder Verladestationen gebracht. Endlich sind wir auf dem Bushcamping am Rand des Nationalparks angekommen. [mit den europäischen Einwanderern wurden im 17. Und 18. Jahrhundert fremde Tiere ins Land eingeführt. Dies führte dazu, dass mehr als 10% der tierischen Ureinwohner ausgestorben sind. Am bedrohlichsten ist noch heute die Aga-Kröte, denn gegen dieses giftige Tier gibt es fast kein Mittel. Sie wurde gegen Schädlinge in den Zuckerrohrfeldern eingesetzt. Tiere wie Hunde, Katzen, Hasen und Füchse können dagegen relativ gut bekämpft werden. Mit Flugzeugen werden Giftköder, mit dem Gift 1080, in gewissen Teilen der Nationalparks abgeworfen. Das Gift ist in vielen australischen Pflanzen zu finden und deswegen für die hiesige Tierwelt ohne Schaden. Das sogenannte Luftköderprogramm wird in den Wintermonaten durchgeführt, weshalb zurzeit einige Nationalparks ganz oder teilweise geschlossen sind.] Doch hier im Eungella ist die Welt noch, oder wieder, in Ordnung und wir stehen schon am Fluss, um nach dem ominösen Schnabeltier Ausschau zu halten, denn seinetwegen sind wir ja schliesslich hier! Und tatsächlich wird das geduldige Warten belohnt. Ein Schnabeltier zeigt sich kurz und taucht dann wieder unter. Nebst einigen Wasserschildkröten taucht immer einmal wieder das seltsame Platypus, wie es im Englischen genannt wird, auf. [Schnabeltiere gibt es nur hier im Osten Australiens und nur noch circa 50‘000 davon. Sie verbringen die meiste Zeit in Seen und Flüssen, bauen an den Ufern Erdbauten von bis zu 18 Metern Länge und verstecken die Eingänge sehr gut unter Pflanzen. Das Platypus ist ein eierlegendes Säugetier, welches bis zu 50cm lang werden kann, ein Einzelgänger ist und einen Schnabel, sowie einen biberähnlichen Schwanz besitzt. Die männlichen Tiere verfügen über einen Giftsporn, welcher bei Rivalenkämpfen eingesetzt wird. Zur Paarung, welche unter Wasser stattfindet, treffen sich die Tiere kurz. Danach legt das Weibchen 3 Eier, welche 10 Tage bebrütet werden müssen. Ein 2,5cm grosses Baby schlüpft nun aus dem Ei und wird für 25 Tage von Muttermilch ernährt. Dazu werden bei der Mutter Schweissdrüsen in Milchdrüsen umgewandelt von denen Muttermilch abgesondert wird. Diese wird von den Jungen aus dem Fell abgeleckt.] Ein Rundgang im Regenwald ist der heutige Spaziergang. Dabei stellen wir erstaunt fest, dass hier ausser Vögeln keinerlei Tiere zu finden sind. Nicht einmal Ameisen bekommen wir zu Gesicht. Dafür lernen wir „Araukarien“ kennen, Bäume des australischen Regenwaldes, welche bis zu 90 Meter hoch werden können.

19.-21.8.2023, Airlie Beach

Weiter geht es, durch endlose Felder von Zuckerrohr, nach Airlie Beach. Man müsste ja meinen, dass dem Namen nach hier ein toller Strand zu finden ist, dem ist jedoch nicht so. Wohl gibt es einen kleinen Badestrand nahe dem Ort, aber nichts Bemerkenswertes. Es ist lediglich ein kleiner Ort mit 1000 Einwohnern und etwa dreimal so vielen Touristen. Hier geht es darum gesehen zu werden und zu shoppen, Touren zum Great Barrier Riff zu buchen, zu segeln oder eine Fahrt zum White Sunday zu unternehmen. Wir backen auf dem Grill eine Pizza Calzone😊. Am nächsten Morgen bringt uns ein Bus in die Ortschaft. Hier suchen wir uns, nach einem Spaziergang durch die Ortschaft, ein Restaurant welches guten Seafood anbietet und bestellen uns eine Seafood-Tasting-Platte. Vom eingelegten Lachs bis hin zu genialen Calamares ist alles auf dieser Platte zu finden und jedes der 9 Fischgerichte ist sehr gut und individuell zubereitet. Es ist so viel, dass wir nicht einmal das Ganze aufzuessen vermögen. Aber wir haben es genossen!