Gibb River Road
11.-12.9.23, Gregory, Victoria River Roadhouse
Es ist am Morgen angenehm kühl und wir decken uns noch mit genügend Wasser und bezahlbarem Diesel ein bevor die Wüstengegend kommt. Auf den nächsten 200 Kilometern wird die Landschaft immer karger und die bizarren, roten Felsformationen sind zu sehen. Wir sind im Gregory Nationalpark wo wir bei 41° ankommen und beim Roadhouse übernachten.
12.-14.9.23, Kununurra
Wir geniessen die Fahrt durch die rote Landschaft und freuen uns an den ersten Baobabs die zu sehen sind. Hier in den Kimberley hat auch der Verkehr deutlich abgenommen. Die Hügelzüge sind mit einem roten Felsband geschmückt und so langgezogen, dass man sie auch die chinesische Mauer nennt. Wir sind an der Grenze vom Northern Territory und kommen nun nach Western Australia. Wir müssen anhalten und es wird alles frische Obst und Gemüse konfisziert. Damit wollen die Behörden verhindern, dass Schädlinge eingeführt werden. Sogar den Honig muss ich abgeben, was mir im Herzen weh tut. In Kununurra suchen wir uns einen schattigen Platz am See, wo wir durch die Zeitumstellung, wir haben 1,5 Stunden gewonnen, nun genügend Zeit haben uns auszuruhen. Ein blauer Kookaburra besucht uns. Als es um 17.20 Uhr eindunkelt, können wir tausende von Flughunden, beim Ankommen beobachten. Sie suchen sich nun überall ihre Fressplätze für die Nacht aus. Durch die Zeitverschiebung erwachen wir schon um fünf Uhr. Das lässt uns nun schön Zeit für die Vorbereitungen, um die Gibb River Road zu durchfahren. So erstehen wir im Infocenter eine gute Strassenkarte und erhalten die Adresse, wo es einen Nationalparkpass gibt, welcher für den Besuch der Schluchten notwendig ist. Um zehn Uhr ist es schon so heiss, dass man eigentlich gar nicht mehr draussen sein will. Ein Besuch im Art Center beschert uns Abkühlung und erstmals Kunst die sich von allem bisherigen abhebt. Unser Souvenir finden wir hier sogar. Als wir im Coles einkaufen, sind so viele Schweizer zu sehen wie noch nirgends sonst. Am Geldautomaten stehen die Aborigines Schlange, um ihr Tagesgehalt abzuholen und gleich danach im Bottle Shop umzusetzen. Die Polizei umrundet den Laden stets mit ihrem Kastenwagen, um allfällige Betrunkene gleich mitzunehmen. Wir sind nun bereit fürs grosse Abenteuer „Gibb River Road“!
14.-15.9.23, Home Valley Station, Gibb River Road
Von den Vögeln geweckt, sind wir früh wach und auch bald abfahrbereit. Nach 45 Kilometern kommt der Abzweiger für die berühmte Strasse. Die ersten paar Kilometer sind noch geteert und der Abstecher zur Emma Gorge lässt uns erahnen was auf uns zu kommen wird. Beim Schild „Gravel Road“ wird angehalten und erst einmal der Reifendruck um 40% gesenkt . So fährt es sich auf der unebenen Strasse etwas weicher. Die erste Flussüberquerung steht an. Da es schon lange nicht mehr geregnet hat, führt der Fluss nicht so viel Wasser und ist mühelos zu durchfahren. Die Strasse ist in einem äusserst schlechten Zustand und nur mit 20-40 kmh zu befahren. Am Ziel angekommen, finden wir einen schönen Campingplatz mit vielen schattigen Plätzen vor und während wir Schach spielen, fahren die hier arbeitenden Aborigines mit einem Wassertank über die Strassen, welche sie gegen den Staub besprühen. Einer der Arbeiter steigt aus, um uns kurz zuzusehen und erklärt, dass er ebenfalls Schach spiele. Es ist schön, auch einmal zu sehen, dass es integrierte Natives gibt. Da es auf diesem Platz ein Restaurant gibt, gönnen wir uns etwas Kühles zu Trinken und bestellen ein Schweppes. Zwei Büchsen werden auf die Theke gestellt und kosten 25 Dollar. Es haut uns fast um. Beim genauen Betrachten sehen wir später, dass dies Alcopops sind und beschweren uns bei der Bedienung. Sie entschuldigt sich und bringt noch zwei alkoholfreie Getränke zur Wiedergutmachung. Während wir nun gemütlich die kühlen Getränke geniessen, stürmt ein Mann herein und meint, dass draussen eine Schlange sei. Daraufhin erscheint sofort ein Schlangenfänger mit Haken und Sack um die „Great Black Whipsnake“, eine der giftigsten Schlangen hier, einzufangen. Sie ist gerade dabei einen Frosch zu verspeisen. Ab sofort möchte Albi nicht mehr kochen, wenn es dunkel ist. Die Bremsen ärgern uns unglaublich und werden beim eindunkeln von Mücken abgelöst. Beim abendlichen Kaffee raschelt es im Laub und ein Stier trottet über den Platz. Da wir seit dem gestrigen Einkauf im Besitz eines kleinen Ventilators sind, ist es bald angenehm kühl im Auto und es lässt sich gut schlafen.
15.-16.9.23, Ellenbrae, Gibb River Road
Um 7.00 Uhr sind wir schon wieder auf der Strasse und es ist kuschelig warm. Die holprige Strasse bietet heute nicht sehr viel Abwechslung, ausser einem Auto am Strassenrand mit unserem Kompressor auszuhelfen. Er hat einen defekten Pneu und sein Kompressor ist auch noch ausgestiegen. Da das Fahren anspruchsvoll ist und man immer sehr konzentriert sein muss, ist es gerade egal, wenn es nicht all zu viel zu sehen gibt. Bei der Ellenbrae Station angekommen müssen wir natürlich zuerst einmal einen Scone versuchen, denn dafür ist diese Station bekannt. Er schmeckt tatsächlich sehr gut. Die Station bietet Buschbäder an. Man kann eine Badewanne mieten und in einem Freiluftbadezimmer ein Vollbad geniessen. Wir begnügen uns mit der Freiluftdusche und dem Wasserloch, welches zum Schwimmen einlädt. Ausser den unendlich vielen Bremsen, Horse flies in Englisch, ist es hier wunderschön.
16.-17.9.23, Manning Gorge, Gibb River Road
Heute ist die Strasse in einem super Zustand. Bald wird uns klar warum. Vor uns fährt der „Grader“. Eine Strassenmaschine, welche die buckligen Stellen einfach wegrasiert. Danach fühlt sich das Fahren an, als schwebe man über einen Samtteppich. Wieder eine kleine Flussdurchquerung, ein Halt auf einem Platz mit einem grossen Warnschild vor Giftködern und ein Besuch der Gibb River Station sind unser Tagesprogramm. Die Station ist in der Mitte der Gibb River Road und wir erhoffen uns einen Kaffee. Doch antreffen tun wir ein altes Ehepaar, welches einen Laden mit dem Allernotwendigsten betreibt und uns vom Leben hier draussen ein wenig berichtet. Bei den wenigen Bildern, welche sie ebenfalls hier anbieten, ist eines dabei das uns sehr gut gefällt. Es ist jedoch zu gross, um es einfach mitzunehmen. So setzen wir unsere Fahrt bis zum Mount Barnett Roadhouse fort. Hier bekommen wir dann auch den verdienten Kaffee sowie ein Mückenmittel ohne Gift, welches hoffentlich ebenfalls gegen die nervigen Bremsen hilft. Im Roadhouse buchen wir auch gleich den Campingplatz und den Eintritt in die Manning Gorge. Da die Schulferien hier begonnen haben ist der Platz ziemlich voll. Familien mit Kindern sind nun überall anzutreffen. Bei einem Rundgang über den grossen Platz treffen wir auf zwei riesige Boabs, wie die Baobabs hier genannt werden. Auch stellen wir fest, dass man für den Besuch der die Gorge, erst einmal den Fluss durchschwimmen muss. Ein halbes Fass ist am Ufer festgebunden. Damit sind Schuhe und Rucksack trocken ans andere Ufer zu bringen. Wir entscheiden uns, dieses Abenteuer am nächsten Morgen um sechs Uhr zu starten. Unser Insektenmittel wirkt Wunder. Den Rest des Tages können wir ungestört geniessen. Neben dem Auto grast ein Stier und die Raben krächzen rundum. Am nächsten Morgen stehen wir, wie geplant, um halb sechs auf. Mit einem Rucksack voller Wasser, Fotoapparat, Wanderschuhen und Proviant ausgerüstet gehen wir zum Fluss. Da es noch recht kühl ist, fühlt sich das Wasser angenehm warm an. Leider liegt das Fassboot am andern Ufer und muss nun erst einmal hergeholt werden. Das heisst, rüber schwimmen, Fass holen, beladen und mit dem Fass zum andern Ufer schwimmen. Geschafft! Nun können wir uns trockene Kleider anziehen und losmarschieren. Als erstes verlaufen wir uns einmal. Die Markierungen sind nur sehr schwer zu finden. Zusammen mit einem anderen Ehepaar schaffen wir dann doch noch den Einstieg in die Felsen, wo die weissen Punkte nun überall ersichtlich sind. Nach etwa einer Stunde über Stock und Stein kommt der Wasserfall in Sicht. Schweissgebadet überwinden wir die letzten Kletteraktionen bis zum grossen Wasserbecken, wo schon ein paar Besucher am Baden sind. Wir verpflegen uns und geniessen den Anblick der Felsen und der wilden Landschaft. Auf dem Rückweg kommen uns viele Familien entgegen. Diese beneiden wir nicht, denn wir sind froh, nicht noch später in der grössten Hitze zurücklaufen zu müssen. Wieder am Fluss angelangt haben wir das Glück, dass das Boot schon auf unserer Seite ist und schwimmen wieder ans andere Ufer. Nach einer ausgiebigen Dusche gibt’s Frühstück, danach geht unsere Reise weiter. Beim Roadhouse noch ein wenig vom teuersten Diesel aller Zeiten (2.95 pro Liter) und steuern unserem nächsten Ziel, Imintji, zu. Diese Ecke enttäuscht uns sehr. Es ist unglaublich staubig, gibt kaum Schatten und der Store ist eigentlich leer. Eine Aboriginedame sitzt an einer Kasse und wartet darauf, dass jemand kommt der zwei von den drei Gingerbeer kauft, was wir gerade tun. Diese trinken wir im Halbschatten neben einem brummenden Generator, bevor es weiter zum Abzweiger zur Bell Gorge geht. Auf dieser Strasse machen wir aber nach ein paar hundert Metern wieder kehrt. Der Zustand ist so schlimm, dass man einfach keine 30 Kilometer darauf fahren will. Im schlimmsten Fall müssen wir nun bis Derby durchfahren. Der Campingplatz bei der Windjana Gorge ist zur Zeit geschlossen. Ein Unwetter Anfang dieses Jahres hat alles verwüstet. Aborigine Gebiet beginnt und die Strasse wird von einem Moment auf den andern schlechter. Ein paar wunderschöne Felsformationen ziehen an uns vorbei. Es gibt jedoch keinen Ort, wo man einmal anhalten könnte, geschweige denn einen Trail um etwas herumzugehen. Kurz vor dem Abzweiger zur Windjana Gorge gibt es dann aber einen Platz, auf dem Übernachten erlaubt ist, was wir natürlich auch tun. Ein Schwarm von ungefähr hundert weissen Kakadus fliegt mit ohrenbetäubendem Gekreische über uns hinweg und in der Dämmerung hüpft ein Känguru über den Platz.
18.9.23, Broome
Früh am Morgen fahren wir die 20 Kilometer Wellblechpiste bis zum Eingang in die Gorge. Immer wieder hüpft ein Känguru über die Strasse, sodass wir froh sind, nicht schneller fahren zu können. Der Parkplatz am Ziel ist leer. Der Fluss führt fast kein Wasser mehr, was eine ganze Herde Kängurus dazu veranlasst, sich in der morgendlichen Kühle hier zu vergnügen. Im Schatten der über 100 Meter hohen Felswände spazieren wir den sandigen Weg durch die Schlucht. Der 3,5 Kilometer lange Trail endet nach ungefähr einem Kilometer mit einem Schild, dass es nun nicht mehr weiter geht. Das Unwetter hat auch den Weg verwüstet und es ist kein Durchkommen mehr möglich. Wir haben jedoch auch auf dem kurzen Stück die Morgenstimmung der Schlucht als erste Besucher genossen. Auf dem Rückweg kommen uns weitere Leute entgegen. Der letzte Abschnitt der legendären Strasse beginnt. Sie ist nun wieder geteert und wir müssen mit dem Kompressor die Reifen pumpen. In Derby, dem Ende der Gibb River Road angekommen, wo eigentlich zwei Nächte Regeneration geplant sind, stellen wir fest, dass dieser Ort dafür nicht geschaffen ist. Die Minenstadt, es werden Zink, Kupfer und Silber abgebaut, eine Diamantmine soll es hier ebenfalls geben und irgendwo soll auch noch Öl gefördert werden, ist sehr heruntergekommen. Nicht einmal ein Café gibt es mehr. In einer Bäckerei erstehen wir einen kleinen Imbiss, welchen wir in „Garten“ eines ehemaligen Cafés essen. Gleich daneben öffnet in diesem Moment der Bottle Shop, wo sich die hiesigen Aborigines mit dem täglichen Alkohol eindecken. Wir fahren die 200 Kilometer bis Broome weiter. Somit ist unser Abenteuer „Gibb River Road“ abgeschlossen und wir um einige Erfahrungen reicher. [diese Strasse wurde 1960 für den Rindertransport nach Derby gebaut und führte nur bis Gibb River. Genannt wurde sie „Beef Road“. 1966 erweiterte man sie bis nach Kununurra, sodass sie nun eine länge von 660 Kilometern hat und vor allem von touristischen Abenteurern genutzt wird, welche Freude an Schluchten und an Dirtroads haben]