Up to Dawson City

…wir fahren weiter nach Norden!

Zuerst jedoch geniessen wir ein Bad in den Hot Springs. Die 1907 entdeckte heisse Quelle liefert 385 Liter, 46,5 Grad heisses Wasser, in der Minute. Ein Becken ist mit 42° warmem Wasser gefüllt, auf der andern Seite können wir uns im 36° warmen Wasser abkühlen. So, nun haben wir wenigstens einmal unsere Badeanzüge benutzen können. Am Bassinrand tummeln sich Eichhörnchen und Govers (Präriehunde).

Einmal Übernachten in Pelly Crossing, auf einem kostenlosen Campground, bei einem doch schon sehr trostlosen Roadhouse. (übrigens, ein Roadhouse ist ein Haus an der Strasse in dem man meistens etwas essen kann, es oft einen kleinen Laden drin gibt und man kann tanken. Ab und zu hat es auch noch ein paar Zimmer zum Übernachten.) Aber Feuerholz steht uns zur Verfügung. Bald erhalten wir Gesellschaft. Ein Franzose gesellt sich zu uns. Im Pferdeanhänger fährt er sein «Stahlross» mit.

Endlich sind wir im sagenumworbenen Dawson City! Mit seinen 1700 Einwohnern ist es die drittgrösste Stadt im Yukon. Sie wurde 1898 gegründet. Damals war die Stadt nur über den ewig zugeschneiten White Pass, mit Schlittenhunden, erreichbar. Der Klondike-Goldrausch zog innert einem Jahr 40’000 Menschen nach Dawson. Das Leben dort oben ist hart, der Winter endlos und ewig dunkel. So lebten 1902 gerade einmal noch 5000 Leute in der Stadt. Es wird auch heute noch, in den wenigen Minen, Gold abgebaut und wenn man Lust hat, kann man selbst nach Gold suchen¦

Auch wir sehen noch dicke Eisschollen auf dem Yukon River schwimmen. Dafür geht die Sonne erst um 23.30 Uhr unter und um 04.40 Uhr schon wieder auf. Die asphaltierte Strasse endet hier. Nur noch auf ungeteerten Pisten geht der Weg weiter, über den Top of the world Highway. Aber noch ist die Fähre an Land und die Weiterfahrt ist erst möglich wenn der Fluss kein Eis mehr hat. Allerdings stehen die Bagger schon bereit um die Fähre in den nächsten Tagen in den Fluss zu schubsen.

Die meisten Gebäude in der Stadt sind renoviert, sehen aber noch genauso aus wie vor hundert Jahren.

Nach zwei Tagen gehören wir schon fast zu den Einheimischen. Der mittlerweile sehr kleine Ort bietet nicht allzu viele Möglichkeiten etwas zu unternehmen. So tun wir es den Einheimischen gleich und besuchen am Samstagabend das Casino. Eine Show mit Tanz und Gesang, ebenfalls wie vor hundert Jahren. Das Glücksrad bringt uns schliesslich noch 50 Dollar ein. Ein Schlummertrank in der Bar, in welcher eine Szene des Films «der letzte Trapper» gedreht wurde. Der Heimweg ist nicht für alle Gäste sehr einfach. Manche benötigen die ganze, ungeteerte Strasse dazu, der Holzsteg, der als Gehweg dient, reicht nicht mehr aus.

Das Wochenende ist vorbei, wir gehen shoppen! Warme Socken für Albi und Elfenbeinstücke von Mammutzähnen, für 20 Dollar. Die Mammuts kommen hier buchstäblich aus dem Eis. In jedem zweiten Shop ist ein Mammutzahn zu finden.

Eigentlich wollten wir einmal von hier aus nach Alaska, es sind gerade mal noch 80 Kilometer. Der Grenzübergang jedoch ist immer noch geschlossen, wegen Schnee und Eis! So beschliessen wir, uns wieder auf den Rückweg zu machen. Da es nur eine Strasse gibt, müssen wir bis Watson Lake den gleichen Weg retour fahren.

Wieder Pelly Crossing. Wir haben erfahren, dass es zwischen Peely Crossing und Whitehorse ein Roadhouse geben soll mit den grössten und besten Cinammon Rolls. So stoppen wir in Breaburn. Und tatsächlich, die frisch gebackenen Dinger sind riesig. Für 10 Dollar erstehen wir so einen «Kuchen». Er schmeckt göttlich! Den übrig gebliebenen Rest packen wir ein.

Dann ein Halt in Whitehorse, der Hauptstadt des Yukon. Die Fahrt dorthin, durch die endlosen Wälder, ist ganz speziell. Die Birken haben in der Zwischenzeit kleine, zarte, grüne Blätter welche im Sonnenlicht wie abertausende von kleinen, grünen Kristallen schimmern. Weiter vorneüberquert ein Grizzly die Strasse und die Erdmännchen (Präriehunde) stehen am Strassenrand Spalier.

In Whitehorse suchen wir einen Tire Shop, denn Morla verlangt eine Rotation der Räder. Wir müssen den Wecker stellen, denn um 07.30 Uhr ist unser Termin. Als wir jedoch in der Garage ankommen, meint der nette Herr, wir können nun das Auto stehen lassen und so um 14.00 Uhr vorbeischauen ob er fertig sei. Super!

Na ja, so haben wir nun genügend Zeit uns in der Stadt umzusehen. Bei eisigem Wind laufen wir los. Nach einem wärmenden Frühstück bei Mc Donald spazieren wir zum Fluss. Beim Fotografieren der vielen Fassadenbilder erblicken wir einen Mann am Boden der sich zuckend hin und her wälzt. Wir versuchen jemanden zu finden der die Ambulanz ruft, dies scheint jedoch fast nicht möglich. Der Friseur um die Ecke meint nur: «its not my  job» und ein anderer findet, dass er für das kein Geld auf seinem Handy hat. Unglaublich. Nach einiger Zeit finden wir einen jungen Mann der dann doch noch die Ambulanz ruft, nachdenklich gehen wie weiter! Die Stadt gibt nicht viel her, es gibt zwar alles was man so benötigt, aber mehr nicht.

Unsere Räder sind getauscht. Ausgewuchtet können sie nicht mehr werden, denn sie sind zu ungleichmässig abgefahren. Unverständlich für uns, aber ist halt so. Der ganze Spass kostet uns 126.- Dollar, ebenfalls unglaublich!

Dann kommen wir zum zweiten Mal in Watson Lake an, wo wir unser Nummernschild nochmals besuchen.

Nun kommt Neuland. Wir fahren den Cassiar Highway hinunter. Der Verkehr hört schlagartig auf, wir fahren in die Einsamkeit. Sind uns alleine gestern 127 Camper entgegengekommen, so zählen wir heute gerade mal 21 Autos. Man mag sich fragen, warum wir dies so genau wissen, aber die endlosen Wälder lassen einem erfinderisch werden, und wenn es nur ist, dass man Autos zählt. Die Strasse ist schmal und oft zu beiden Seiten hin steil abfallend. Sie führt durch grosse Gebiete in denen der Wald abgebrannt ist und eine bizarre Landschaft hinterlassen hat. Am Strassenrand eine Bärenmutter mit zwei halbwüchsigen Kindern.

Als Übernachtungsplatz haben wir einen BC Provincial Park ausgewählt. Wenn wir aus unserem Fenster blicken, so können wir den blaugrünen Boya Lake sehen. Zusammen mit dem Cassiarmassiv als Kulisse, ergibt sich ein atemberaubender Ausblick. Abends kommt sogar noch das Licht der untergehenden Sonne durch die Wolken und taucht die Landschaft in unglaubliches Licht. Wir können uns kaum satt sehen.

Nach einer Übernachtung am Kinaskan Lake nehmen wir den Rest des Cassiar Highways in Angriff. Es regnet. Die hohen Schneeberge sind in dichten Nebel gehüllt. Wieder fahren wir durch endlosen Wald. Nach etwa zwei Stunden sehen wir einen halbwüchsigen Schwarzbären am Wegrand. Etwas später einen Zweiten. Dann hört es auf zu regnen. Die Landschaft verändert sich. Es wird so richtig Frühling. Die kleinen Wiesenstücke zwischen Strasse und Waldrand sind grün und der Löwenzahn spriesst. Eine Schwarzbärin mit ihren drei Jungen überquert die Strasse. Bald aber sind sie im Wald verschwunden. Dann ein kurioses Bild! Vier junge Bären auf einem Baum! Wir müssen umkehren um uns dieses Bild nochmals anzusehen. Drei schwarze und ein brauner Jungbär hängen am Baumstamm. Cool!

In Kitwanga endet der Cassiar Highway. Wir sind wieder in der Zivilisation angelangt!

Als es nicht mehr dunkel wurde…

Wir verlassen Vancouver Island mit einer schönen Fahrt auf der Fähre. Lassen den dichten Regenwald mit seinen skurrilen Bäumen hinter uns. Ebenso die Weisskopfadler, welche andauernd über unseren Köpfen gekreist sind, so wie bei uns zu Hause die Krähen.

Die Ankunft in Tsawwassen lässt uns wieder festen Boden unter den Füssen spüren. Bei mildem Sonnenschein geniessen wir nun das Flanieren durch Vancouver. Eine übersichtliche, kleine Stadt mit viel französischem Charme. Ein guter Cappuccino mit einer feinen Patisserie, ein knuspriges Kürbiskernbrot und gute Schokolade sind sodann die Souvenirs aus Vancouver.

Nach etlichem Hin und Her sind wir uns schlussendlich einig, es geht nun weiter in Richtung Yukon! Früh morgens fahren wir los, denn es liegen 400 Kilometer vor uns. An einem grossen, zugefrorenen See machen wir Halt. Da, hinter uns ein «Grüezi», Schweizerdeutsch in der Einsamkeit! Welch ein Zufall, ein Schweizer aus Amden hat dieselbe Idee wie wir, den See zu fotografieren.

Gegen Abend kommen wir im 1861 gegründeten 100 Mile House an. Ehemals eine Station auf dem weiten Weg nach Alaska, den die Goldgräber zurücklegen mussten. Es ist kalt, wir sind heute schon durch Neuschnee gefahren. Das Regenwetter hält sich gut, ab und zu ein kleiner Regenguss, danach wieder Sonne und Wolken. Weiter geht es nordwärts.

Etwas Schwarzes hebt sich deutlich von dem hellen Gras ab. Beim Näherkommen erkennen wir den Schwarzbären. Da man sogar hier anhalten kann, können wir ihn mit dem Fernglas gut beobachten. Ein prächtiges Tier!

Und immer weiter geht die Fahrt nach Norden. Prince George, Chetwynd, Fort St. John, bis wir endlich Dawson Creek erreichen. Hier beginnt der Alaska Highway, hier ist die Mile «0»! Neben dem Visitor Center gibt es eine echte schweizer Bäckerei. Selbstverständlich trinken wir bei unseren Landsleuten Kaffee, essen ein echtes «Pfaffenhüetli» und erstehen ein super Brot!

Durch schier endlose Tannen- und Birkenwälder schlängelt sich der Highway immer weiter nach Norden. Weite Waldteile sind tot, zerstört von einem Käfer der die Rinde der Bäume frisst. Dann wieder kilometerweit abgebrannte Wälder. Ein Elch am Strassenrand, unschlüssig, ob er nun über die Strasse will. Schlussendlich macht er kehrt und geht zurück in den Wald. Wohl besser so!

Ein Schwarzbär direkt neben der Strasse. Er lässt sich von den vorbeifahrenden Autos absolut nicht stören. Die Autos müssen anhalten, der Bär kommt auf die Strasse und spaziert seelenruhig den Mittelstreifen entlang.

Die letzte Nacht in British Columbia, am Toad River. Die Campingplätze haben alle noch geschlossen. Bei einem «Roadhouse» können wir übernachten, direkt am Fluss. Wenn wir aus dem Fenster schauen, sehen wir auf den Biberbau im gefrorenen Fluss. Abends zeigt sich das Biberpaar kurz im aufgetauten Loch um den Bau.

Wir sind im Yukon angelangt!

Sonnenaufgang: 05.21 Uhr  /  Sonnenuntergang: 22.24

Es wird nicht mehr dunkel in der Nacht. Mittlerweile gehen wir schlafen, auch wenn es noch taghell ist. Tagsüber gehen wir «jagen». In den endlosen Wäldern sehen wir die verschiedensten Tiere. Unsere «Jagdergebnisse» sehen jeweils sehr gut aus: 2 Schwäne, 2 Biber, Bisonherden direkt neben der Strasse, Schwarzbären, 1 Rotfuchs, diverse Caribous, 1 Elch, 1 Grizzlybär und ein verletzter Weisskopfadler der nicht mehr fliegen kann. Auch die Landschaft ist abwechslungsreicher geworden. Immer wieder die zugefrorenen Seen, hohe Schneeberge und abgebrannte Wälder.

In Watson Lake legen wir einen Tag Fahrpause ein. Zumal es in diesem kleinen Ort einen bereits geöffneten RV Park gibt, eine Seltenheit in dieser Gegend. Auch gibt es hier den «Sign Forest». Ein Schilderwald mit über 82’000 Schildern aus aller Welt. Nummernschilder, Ortstafeln, Wegweiser usw. Mit unserem Schweizer Nummernschild verewigen wir uns ebenfalls in diesem Forest. Ein denkwürdiger Moment, ein Stück Heimat bleibt im Yukon!

Und noch weiter nach Norden führt uns der Highway, übrigens die einzige Strasse welche in Richtung Alaska fährt. 1942 wurde die 2300 km lange Strasse von über 10’000 US-Soldaten innert einem Jahr gebaut. Damals eine Schotterpiste, heute eine meist geteerte Strasse welche den Tourismus nach Alaska zulässt. Leider beginnt die Saison erst Anfangs Juni. Wir haben immer mehr Mühe einen geöffneten Campingplatz zu finden. Ebenfalls sind alle Attraktionen, wie Museen oder Galerien noch geschlossen. Schade!

Ein Spaziergang in Teslin führt uns zufällig an einen Adler der auf dem gefrorenen See einen Fisch verspeist. Umgeben von Krähen, welche versuchen, unbemerkt ein Stück von der Beute zu ergattern. Vom Ufer aus können wir die Szene eine ganze Weile lang miterleben.

Unsere Morla hat auch mal wieder ein Problem, die Solarzellen laden sich nicht mehr bei Sonnenschein auf. Wir stellen fest, dass eine Sicherung durchgebrannt, oder besser, der Sicherungssockel der Sicherung für die Solarzellen durchgeschmorrt ist. So betätigen wir uns, nach dem Support aus Deutschland, als Elektriker. Natürlich fehlt uns das nötige Ersatzteil. Also wird das Alte wieder funktionstüchtig gemacht. Und siehe da, unsere Solarzellen laden die Batterie wieder auf. Unsere Freude hält sich jedoch nur bis zum nächsten Morgen. In einem zweiten Supportmail wird erwähnt, dass wir doch bei Gelegenheit eine neue Halterung einbauen sollten da die Alte wohl zu schwach ist und dasselbe jederzeit wieder passieren kann. So wird die Sicherung eben wieder herausgeholt. Alleweil besser als ein Kabelbrand!

Nun stehen wir bei den Takhini Hot Springs im Birkenwald und überlegen ob es sich lohnt noch weiter nach Norden zu fahren. Wir lassen es euch bald wissen wie wir uns entscheiden werden!