Als es nicht mehr dunkel wurde…

Wir verlassen Vancouver Island mit einer schönen Fahrt auf der Fähre. Lassen den dichten Regenwald mit seinen skurrilen Bäumen hinter uns. Ebenso die Weisskopfadler, welche andauernd über unseren Köpfen gekreist sind, so wie bei uns zu Hause die Krähen.

Die Ankunft in Tsawwassen lässt uns wieder festen Boden unter den Füssen spüren. Bei mildem Sonnenschein geniessen wir nun das Flanieren durch Vancouver. Eine übersichtliche, kleine Stadt mit viel französischem Charme. Ein guter Cappuccino mit einer feinen Patisserie, ein knuspriges Kürbiskernbrot und gute Schokolade sind sodann die Souvenirs aus Vancouver.

Nach etlichem Hin und Her sind wir uns schlussendlich einig, es geht nun weiter in Richtung Yukon! Früh morgens fahren wir los, denn es liegen 400 Kilometer vor uns. An einem grossen, zugefrorenen See machen wir Halt. Da, hinter uns ein «Grüezi», Schweizerdeutsch in der Einsamkeit! Welch ein Zufall, ein Schweizer aus Amden hat dieselbe Idee wie wir, den See zu fotografieren.

Gegen Abend kommen wir im 1861 gegründeten 100 Mile House an. Ehemals eine Station auf dem weiten Weg nach Alaska, den die Goldgräber zurücklegen mussten. Es ist kalt, wir sind heute schon durch Neuschnee gefahren. Das Regenwetter hält sich gut, ab und zu ein kleiner Regenguss, danach wieder Sonne und Wolken. Weiter geht es nordwärts.

Etwas Schwarzes hebt sich deutlich von dem hellen Gras ab. Beim Näherkommen erkennen wir den Schwarzbären. Da man sogar hier anhalten kann, können wir ihn mit dem Fernglas gut beobachten. Ein prächtiges Tier!

Und immer weiter geht die Fahrt nach Norden. Prince George, Chetwynd, Fort St. John, bis wir endlich Dawson Creek erreichen. Hier beginnt der Alaska Highway, hier ist die Mile «0»! Neben dem Visitor Center gibt es eine echte schweizer Bäckerei. Selbstverständlich trinken wir bei unseren Landsleuten Kaffee, essen ein echtes «Pfaffenhüetli» und erstehen ein super Brot!

Durch schier endlose Tannen- und Birkenwälder schlängelt sich der Highway immer weiter nach Norden. Weite Waldteile sind tot, zerstört von einem Käfer der die Rinde der Bäume frisst. Dann wieder kilometerweit abgebrannte Wälder. Ein Elch am Strassenrand, unschlüssig, ob er nun über die Strasse will. Schlussendlich macht er kehrt und geht zurück in den Wald. Wohl besser so!

Ein Schwarzbär direkt neben der Strasse. Er lässt sich von den vorbeifahrenden Autos absolut nicht stören. Die Autos müssen anhalten, der Bär kommt auf die Strasse und spaziert seelenruhig den Mittelstreifen entlang.

Die letzte Nacht in British Columbia, am Toad River. Die Campingplätze haben alle noch geschlossen. Bei einem «Roadhouse» können wir übernachten, direkt am Fluss. Wenn wir aus dem Fenster schauen, sehen wir auf den Biberbau im gefrorenen Fluss. Abends zeigt sich das Biberpaar kurz im aufgetauten Loch um den Bau.

Wir sind im Yukon angelangt!

Sonnenaufgang: 05.21 Uhr  /  Sonnenuntergang: 22.24

Es wird nicht mehr dunkel in der Nacht. Mittlerweile gehen wir schlafen, auch wenn es noch taghell ist. Tagsüber gehen wir «jagen». In den endlosen Wäldern sehen wir die verschiedensten Tiere. Unsere «Jagdergebnisse» sehen jeweils sehr gut aus: 2 Schwäne, 2 Biber, Bisonherden direkt neben der Strasse, Schwarzbären, 1 Rotfuchs, diverse Caribous, 1 Elch, 1 Grizzlybär und ein verletzter Weisskopfadler der nicht mehr fliegen kann. Auch die Landschaft ist abwechslungsreicher geworden. Immer wieder die zugefrorenen Seen, hohe Schneeberge und abgebrannte Wälder.

In Watson Lake legen wir einen Tag Fahrpause ein. Zumal es in diesem kleinen Ort einen bereits geöffneten RV Park gibt, eine Seltenheit in dieser Gegend. Auch gibt es hier den «Sign Forest». Ein Schilderwald mit über 82’000 Schildern aus aller Welt. Nummernschilder, Ortstafeln, Wegweiser usw. Mit unserem Schweizer Nummernschild verewigen wir uns ebenfalls in diesem Forest. Ein denkwürdiger Moment, ein Stück Heimat bleibt im Yukon!

Und noch weiter nach Norden führt uns der Highway, übrigens die einzige Strasse welche in Richtung Alaska fährt. 1942 wurde die 2300 km lange Strasse von über 10’000 US-Soldaten innert einem Jahr gebaut. Damals eine Schotterpiste, heute eine meist geteerte Strasse welche den Tourismus nach Alaska zulässt. Leider beginnt die Saison erst Anfangs Juni. Wir haben immer mehr Mühe einen geöffneten Campingplatz zu finden. Ebenfalls sind alle Attraktionen, wie Museen oder Galerien noch geschlossen. Schade!

Ein Spaziergang in Teslin führt uns zufällig an einen Adler der auf dem gefrorenen See einen Fisch verspeist. Umgeben von Krähen, welche versuchen, unbemerkt ein Stück von der Beute zu ergattern. Vom Ufer aus können wir die Szene eine ganze Weile lang miterleben.

Unsere Morla hat auch mal wieder ein Problem, die Solarzellen laden sich nicht mehr bei Sonnenschein auf. Wir stellen fest, dass eine Sicherung durchgebrannt, oder besser, der Sicherungssockel der Sicherung für die Solarzellen durchgeschmorrt ist. So betätigen wir uns, nach dem Support aus Deutschland, als Elektriker. Natürlich fehlt uns das nötige Ersatzteil. Also wird das Alte wieder funktionstüchtig gemacht. Und siehe da, unsere Solarzellen laden die Batterie wieder auf. Unsere Freude hält sich jedoch nur bis zum nächsten Morgen. In einem zweiten Supportmail wird erwähnt, dass wir doch bei Gelegenheit eine neue Halterung einbauen sollten da die Alte wohl zu schwach ist und dasselbe jederzeit wieder passieren kann. So wird die Sicherung eben wieder herausgeholt. Alleweil besser als ein Kabelbrand!

Nun stehen wir bei den Takhini Hot Springs im Birkenwald und überlegen ob es sich lohnt noch weiter nach Norden zu fahren. Wir lassen es euch bald wissen wie wir uns entscheiden werden!