Bulgarien

Nach der üblichen Wartezeit am Zoll, der Beamte muss natürlich unsere Morla von innen besichtigen, sind wir in Griechenland wo wir mit einem heftigen Gewitter empfangen werden. Ioannina, ein kleiner Ort am Pamvotida-See, beschert uns abermals viel Regen. So geht es am nächsten Tag eben weiter nach Methoni da wir nochmals ans Mittelmeer möchten. Doch so nahe bei Thessaloniki ist das Meer nicht mehr schön. Die Muschelzucht floriert, was dann auch zu riechen ist. Trotzdem verweilen wir einen Tag hier, denn es ist eine Fahrpause nötig. So geniessen wir den schönen Pool, der die „Badi“ des Ortes ist und verbringen den Tag mit Nichtstun. Dabei erfahren wir, dass die Griechen im Streik stehen. Schiffe, Flugzeuge und die LKW-Abfertigung am Zoll stehen anscheinend still. Zum Glück sind wir auf nichts von alledem angewiesen und können die Grenze nach Bulgarien problemlos passieren.

Der erste Eindruck von Bulgarien ist hektisch, heiss und stickig. Zuerst müssen wir Geld wechseln um die benötigte Vignette zu kaufen welche für alle Strassen im Land gültig ist. Unser Weg führt uns erst einmal über einen kurvigen, 1320 Meter hohen Pass nach Goze Deltschew. Nach dem Einkauf gilt es, einen Platz zum Übernachten zu finden, was sich als gar nicht so einfach herausstellt, denn die Strasse führt uns schon wieder bergauf. Jede noch so kleine Lichtung dient der Steinbearbeitung. Schön zugeschnittene Schieferplatten sind auf Paletten gestapelt und zum abholen bereit. Auf einer Seitenstrasse stellen wir uns schliesslich einfach zwischen die Steinplatten und haben eine geniale Aussicht auf die hügelige, bewaldete Landschaft.

Nach einer ruhigen Nacht geht’s ins bulgarische Hinterland. Über Berge und durch tiefe Schluchten, von Dospat über Shiroka, wo wir einen Halt machen um die alte, orthodoxe Kirche zu besichtigen, bis nach Smoljan geniessen wir die schöne Landschaft. Wiesen und Wälder füllen die Gegenden zwischen den kleinen, idyllischen Ortschaften wo noch mit Ross und Wagen gearbeitet wird und immer der Turm einer Moschee alles überragt.

Nach einer weiteren Passfahrt, wir trinken einen Kaffee für -.65 Lewe (etwa -.28 Cent) werden die Berge kleiner, bis sich in Kardschali eine Ebene auftut. Abermals beginnt die Suche nach einem Platz zum Übernachten, denn Campingplätze sind hier keine zu finden. An einem Fluss bleiben wir stehen. Es ist schwül und heiss. Erst nachdem die Sonne, mit einem prächtigen Farbspiel über dem Fluss, untergegangen ist kühlt es etwas ab. Frösche quaken um die Wette, der Kuckuck ruft unaufhörlich und ein Fischer hält wohl nach seinem Abendessen Ausschau. Als am Morgen die ersten Arbeiter zur nahen Kiesgrube zur Arbeit kommen machen auch wir uns zur Weiterfahrt bereit. Nahe der grossen Stadt Burgas gönnen wir uns einen Campingplatz, welcher wie sich herausstellt, schon sehr heruntergekommen ist. Die dringend benötigte Dusche dürfen wir uns in einem schmutzigen Schuppen genehmigen, welcher zugleich auch die einzige Toilette des Platzes beherbergt. Dabei haben wir noch Glück, denn etwas später gibt es auch kein warmes Wasser mehr.

Da wir dringend noch etwas Geld benötigen, müssen wir, unter „grösster“ Lebensgefahr, die vielbefahrene Landstrasse bis zum nächsten Ferienresort entlang gehen. Dort befindet sich ein Geldautomat und wir können uns mit Lewe eindecken. Wieder zurück begeben wir uns in die Strandbar gleich nebenan und bestellen einen Aperol. Hier erhoffen wir uns Wlan. Ausser einem DJ, welcher in einer abartigen Lautstärke Techno abspielt und einigen neonazistischen Besuchern, über und über tätowiert mit Köpfen ihrer Vorbilder, gibt es jedoch gar nichts. Ich glaube nicht, dass wir jemals schon so schnell einen Aperol ausgetrunken haben…

Der nächste Besuch gilt Nessebar, was uns von diversen Leuten wärmstens empfohlen wurde. Nessebar ist ein Ort an der Schwarzmeerküste, welcher schon im 5. Jahrhundert vor Chr. Von den Griechen besiedelt war. Die Altstadt ist ein Freilichtmuseum und UNESCO-Welterbe. Einst waren in dem Ort 40 Kirchen, allesamt im 13. Jh. Gebaut, angesiedelt von denen gerade mal 10 die türkische Herrschaft überstanden haben und welche nun zu besichtigen sind und in der Tat sehenswert sind. Ebenso die zahlreichen „Profanbauten“ aus dem 19. Jahrhundert. Diese typischen Bauten der Schwarzmeerküste bestehen im unteren Teil aus dicken Steinmauern und das obere Stockwerk ist aus Holz gezimmert. So diente das untere Geschoss als Lagerraum und im heissen Sommer als kühler Aufenthaltsort für die Bewohner. Das obere Stockwerk ist Wohnraum.

In Albena finden wir auf der Karte einen Campingplatz eingezeichnet, auch ein Strassenschild weist darauf hin. Was uns dann aber sehr irritiert ist eine Schranke am Eingang zum Dorf. Hier soll man ein Ticket lösen was wir dann halt auch tun. Da aber der Camping nicht mehr zu existieren scheint, verlassen wir die seltsame Ortschaft gleich wieder. Wie sich nach späterem Nachforschen ergibt, ist Albena eine Hotelstadt aus der sozialistischen Zeit. Es soll das kostspieligste Tourismusprojekt in Bulgarien gewesen sein. 1969 wurden hier erste Hotels erbaut. Heute ist die Stadt im Besitz von 43 grossen Hotelkomplexen und kann 15000 Gäste beherbergen. Zahlreiche Restaurants und Geschäfte säumen die vielen kleinen Strassen der Ortschaft.

Die letzte Nacht in Bulgarien verbringen wir in Balchik wo uns sogar das duschen vergeht, denn das Wasser stinkt so extrem nach Schwefel. So fällt uns der Abschied aus Bulgarien jedenfalls nicht all zu schwer und wir machen uns auf nach Rumänien.